VII, Verschiedenes 13, undatiert, Seite 13

under Sa¬
kunft
Stra¬
Wiener Publizisten von heute alle
Schu
IV.
größ
Dr. Raoul Auernheimer.
von
Vien
Wer Raoul Auernheimer nur aus
geme
Be¬
seinen Schriften, seinen Theaterstücken und
dien¬
Na
Novellen, seinen Feuilletons und Referaten
men
kennt und vom Werke auf den Men¬
zwei
esse¬
schen zu schließen versucht, der wird sich
eine
diesen Schriftsteller sicherlich als Grand¬
tzen

seigneur der Publizistik vorstellen: vor¬
Bie¬
nehm, liebenswürdig, überlegen, in den er¬
ram
lesensten Kulturen daheim, über die schrift¬
gon
aus
stellerische Technik mit souveräner Leichtig
Die
auf¬
keit gebietend, ein halb ironisches und halb
zeme
weltmännisches Lächeln um die Lippen
dern

und immer in einer leisen — man möchte
rung
euer
beinahe sagen: geheimrätlichen — Distanz
ind¬
zu Menschen und Dingen.
Sch
wie¬
Bei persönlicher Bekanntschaft findet
Zieg
lus¬
man dieses Bild, das man sich von Raoul
schieh
muß; Auernheimer gemacht hat, aufs angenehmste
lung
daß
bestätigt. Dieser Schriftsteller, der es unter¬
nig
Benommen hat, in seinen Lustspielen und
hettä
nes¬
„Lustspielnovellen“ (mit dieser Bezeichnung
schine
Daß charakterisiert er selbst sehr
treffend
es, gar
Seite
seine novellistische Eigenart) die Wiener Ge¬
häuser
sellschaft satirich abzuleuchten,
dieser
schieht hier
der Schriftsteller ist selbst die liebenswürdigste
und kultivierteste Verkörperung der Wiener
kanntlich rasche Entschlüsse liebte, für das erst gedruckt übersandt. Es ist übrigens in¬
her
Gesellschaft, wie sie vor dem Kriege
Volkstheaterreferat und das literarische teressant, daß sich Herzl, der vielfach mit
ida,
war
Feuilleton an die „Neue Freie Presse“ be¬
tendenziöser Entstellung als Fanatiker der
Im Gespräche zeigt er die Eigentüm¬
rufen worden, nachdem er dort mit
jüdischen „Rassenreinheit“ geschildert wird,
lichkeit, die seine Referate auszeichnet: ei
einem Reisefeuilleton: „Das Wirtshaus zur
gerade von der Mischung arischen und jü¬
-
sucht mit seiner Person immer bescheider
verlorenen Zeit" debutiert hatte. Seine dischen Blutes in Auernheimer das Beste
im Hintergrunde zu bleiben, vermeidet starke ersten schriftstellerischen Erfolge hat Auern
für dessen Entwicklung erhoffte.
elle Worte und heftige Ablehnung,
und wenn
heimer freilich errungen, als er noch ganz
Das satirische Burgtheaterlustspiel hat
auf er aus künstlerischen Gründen eine Erschei¬
lich außerhalb des Zeitungsgetriebes stand. Auernheimer immer magisch angelockt,
nut
nung tadeln muß, so spricht er diesen Tadel Denn seine damalige rein belletristische Mit¬
„Das Lustspiel ist meiner Meinung nach
in der schonendsten Form aus. „Die wich
arbeit an der Münchener „Jugend
auch eine ernste Kunstgattung, und zwar
tigste Aufgabe der Kritik besteht darin, die
hatte mit Journalistik noch gar nichts zu um so ernster, je heiterer es sich gibt",
Entwicklung durch Zustimmung zu begün
tun. Und auch, als er im Jahre 1900
sagt er.
stigen und das der Ermutigung Würdige an einem von Josef Jarno veranstalteten
Mit stolzer Dankbarkeit ist er sich
en zu ermutigen", sagt er, „zu jeder schöpfe¬
literarischen Abend mit einem kleinen sa¬
dessen bewußt, daß er von der fran¬
us- rischen Fähigkeit gehört Kritik. Es wäre tirischen Gesellschaftslustspiel, dem Einakte¬
zösischen Literatur besonders viel emp¬
für mich allerdings bequemer, meine Kri
„Talent", im Josefstädtertheater debutierte
fangen hat. „Vielleicht war ich schon durch
tik bloß auf meine eigenen Arbeiten zu be¬
hatte er noch keine Ahnung von seiner
meinen Vornamen dazu prädestiniert
schränken. Aber es hat mich immer gelockt,
künftigen Rezensententätigkeit. Auch die jetzt
scherzt er. Auf seinen Reisen, die ihn nach
mich mit dem Theater auch von der Be¬
neu aufgenommene „Große Leidenschaft“
allen Ecken und Enden Europa geführt
trachterseite auseinanderzusetzen, und unter
wurde im Deutschen Volkstheater noch vor
haben, hat er immer mit besonderer Vor¬
diesem Gesichtspunkte sehe ich meine Tätig¬
Beginn seiner kritischen Tätigkeit aufgeführt
liebe Paris besucht.
keit als Theaterreferent der „Neuen
Auernheimer hat Jus studiert und er
Von Arthur Schnitzler, den er als
Freien Presse“ an. Ich bemühe mich, auf
denkt an die Zeit seiner Rechtspraxis, der
das literarische Vorbild unserer ganzen
das Bleibende im Wechsel hinzuwei
er in seinen „Gerichtsgeschichten“ ein lite¬
Generation bezeichnet, spricht Auernheimer
sen, also nicht dem Tage zu dienen, und rarisches Denkmal gesetzt hat, mit einer
mit herzlichster Verehrung. „Ich bin mir
bin daher eigentlich nur insoferne Journa
Freude zurück, die den vielgeplagten und
dessen bewußt, daß meine Art der Gesell¬
list, als ich meine Arbeiten in einer Tages¬
abgehetzten Rechtspraktikanten von heute
schaftsbetrachtung, an der Art Schnitzlers
zeitung veröffentliche."
einigermaßen unverständlich erscheinen
gemessen, oberflächlich ist, da sich unter
Vor sechzehn Jahren, als neunund¬
dürfte. Seine schriftstellerischen Neigungen meinen Händen auch der ernsteste Stoff zum
zwanzigjähriger junger Mann, ist Auern hielt er lange geheim und er hat seine ersten Lustspiele gestaltet. Ich male Pastellbild¬
og heimer von Moritz Benedikt, der be- Arbeiten seinem Vetter Theodor Herzlichen, Schnitzler malt Oelgemälde", sagt er

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