VII, Verschiedenes 13, undatiert, Seite 21

13.
Miscellaneous
box 44/10
Ausschnitt aus:
Hamburger Fremdenbla¬

vom
Zeppelins Flug nach Wien.
Glückauf, glückab, Graf v. Zeppelin!
Die besten Wünsche zur Fahrt nach Wien!
Erringe/pir neue Lorbeerreiser
In Oesterreich, beim alten Kaiser!
Behüt dich Gott vor Blitz und Sturm
Und stoße nicht an den Stefansturm
Lab' dich an Wiener Nockeln und Schnitzeln,
Doch hüte dich wohl vor Redl=Spitzeln!
(Selbst Generalen ist nicht zu trauen!)
Grüße, bitte, vielmals die Wiener Frauen,
(Auch die berühmten Waschermadeln
Mit „molleten Büsten und „molleten“ Wadeln!),
Den Schönherr grüße, den Schnitzer
und Bahr,
Die Burgtheater=Künstlerschar,
(Besonders den alten Heldenvater
Baumeister), ferner den schönen Prater,
Die Wiener Musiker, fesch und heiter,
Die blaue Donau usw.!...
Nach schönem, vergnügtem Aufenthalt
Verlasse Wien und den Wiener Wald,
Mach Festvisite in Berlin
Und führe die „Sachsen" nach Sachsen hin,
Wo sie erwartet in Leipzig schon
Ihr stattliches Haus, ihre Heimstation!
Wdn.
Hermann Bahr: „Das Phantom
ein Dackel? Dieser Witz ist zwar viel besser als der
von den Apfeln: jedoch ein Spätling. Eine Nicht¬
Erstaufführung im Künstlertheater.
achtung, zu glauben, den kenne jemand nicht.
Etwas gestuftere Gattung: „Die Männer sind alle
Hermann Bahr fährt in der Neigung fort, sich
dumm. Besonders aber die Gescheiten". Jedoch schon
harmlos zu stellen . . . für das abendfüllende
diese Reden mit „die Männer“, „die Frauen:
Bürgertum.
eine Nichtachtung. Unkameradschaftlich gehandelt.
Seine Menschen geben ihre Fragen und Erwiderun¬
gen — erstens nicht füreinander; zweitens nicht für
Bahr und mich; sondern drittens für dies abend¬
Der Aristoteles fordert (mit Recht) im Lustspiel das
füllende Bürgertum.
rodvron. Will sagen: Schmerzlosigkeit. Was den
Hermann Bahr, während er seine Lampe niedrig¬
Menschen da zustößt, soll keine schlimme Gefahr, kein
schraubt und halb zudeckt und sein vorhandenes Licht
ernstes Weh verhüllen — sonst hört nämlich der Spaß
um Gottes willen etwa niemand blenden läßt, murmelt
auf. Stimmt.
gewissermaßen: „No, was an uns liegt, wir brauchten
Also hier wäre die Scylla. Die Charybdis jedoch,
uns kein Stück vorzumachen — das ist für die Leut
scheint mir, gewinnt an Kraft, wenn (lieber und ver¬
Schade. Aber sehr schade. Wir möchten mal ein
ehrter Aristoteles) der Mangel an Gefahr übergroß
Stück von ihm.
wird. Wenn so gut wie nichts auf dem Spiel steht.
Nicht freundschaftlich gehandelt: Männer vom Bau
Das trifft auf dieses ... heitere Werk zu.
so in Komödien ad usum delphinorum et delphinarum
Ihr Anodynon, Aristoteles, in Ehren. In dem Lust¬
zu locken. Eine Respektlosigkeit: wenn er, als ob wir
spiel, das ich sah, bleibt jedoch die Furcht, eine junge
nicht auf der Welt wären, „Mamchen“ sagen läßt (zu
Frau könne dem Gemahl entrissen und einem im¬
einer Schwiegermutter)... und auch sonst ohne Rück¬
potenten Verführer folgen, so klein: daß man sich nach
sicht behaglich zu werden unternimmt.
Gefahr sehnt.
Eine Nichtachtung. Wir sitzen dabei; kennen ihn.
Alle merken bei der Frau ... wollte sagen: bei dem
„Machen!"
Frauchen von vornherein: sie ist ein gutartiges Ding
Fünfundsiebzigtausend kostet ein Cézannebild? Da
von Huschekopf ein gleichgültiges Barsoi=Gehirn; ein
kommt ja ein Apfel dort auf zwanzigtausend Mark.
Wasliegtdaran.
In dieser Art, Mamchen äußert es. Was ist das,
Die Gefahr ist sehr, aber sehr klein.
2
Kurz: einer der Fälle, wo das
ein Erfordernis ein Hindernis wird
Wo der Gefahrmangel nicht me
sondern bereits wegwünschenswert
Zünden... durch Schmerzlosigke
sondern durch übergroße Schmer
wird. Ecco.
Oder (um nicht gerüstet und krit
zu sprechen: der Fall ist jedem w
III.
Ich komme zum Ethos.
Beim Schnitzler sind Hahnreie
willig: weil der Verführer die Ga¬
Unwillig: weil der sie nicht lieb¬
hat. Unwillig: weil ihr Wert
gering veranschlagt worden.
Schön. Mag zutreffen.
Bahr geht weiter. Der Gatte b
vollends, daß die Frau ... des Ve¬
nicht fand. Bei Hermann Bahr
wegen der Folgen des nicht einge¬
verkehrs.
Er äußert gewissermaßen: „Wer
hätte, wär' ja alles gut!"
Dann ließe sich nämlich ein schli¬
Plombe wiederherstellen. Jetzt abe
der Zahnschmerz; (weil das Kalb
erachtet).