13. Miscellaneous
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sig des Romans „Eine Frau über
märz allüberall die konservative Richtung dominierte und
Klaus Rittland befindet sich auf
nur gemäßigte Anschauungen sich geltend machten. War
auf dem musikalischen Gebiete Mendelssohn der Ausdruck
der Zeit, so schwärmte das Burgtheaterpublikum für seinen
lieben Bauernfeld. So pflegte denn Holbein mit Vorliebe
muilleton.
das intime Stück, für welches eben auch Fichtner, Luise
Neumann, La Roche zur Verfügung waren, dabei brachte
des Burgtheaters.
er auch Stücke des jungen Deutschland auf die kaiserliche
at Freiherrn v. Niebauer.
Bühne, von Gutzkow „Richard Savage“, „Ein weißes Blatt",
Sekretär des Burgtheaters hat
„Werner oder Herz und Welt“, „Der 13. November,
„Die Schule des Reichen" und von Laube „Monaldeschi".
takte im alten Hause den Epilog
Allerdings nicht ihre politischen Tendenzstücke; als aber mit
rordentlichem Beifall aufgenommen
ger!" brauste es noch lange nach
dem Frühjahre 1848 der große Umschwung hereinbrach,
wußte Holbein auch den neuen Anforderungen Rechnung
ich das Haus, so daß der Name
zu tragen. Noch im April gingen die „Karlsschüler“ in
sächlich das letzte Wort bildete,
jubelnd widerhallten.
Szene, trotz des Kopfschüttelns der Damenwelt wurde
mit dem hoffnungsvollen Verse:
Hebbel mit „Maria Magdalena" eingeführt, bald folgte die
„Judith", der „Wallenstein" gelangte nun in seiner ganzen
es das alte Burgtheater!
Gestaltung zur Darstellung, nicht mehr in der freilich sehr
! Was liegt nicht alles in diesen
geschickt ersonnenen Zusammenziehung Schreyvogels. Aber
unvergänglichen Ruhmes! Eine
noch im Juni 1849, obzwar sich wieder eine politisch rück¬
testen darstellenden Künstler, deren
läufige Bewegung zeigte, wußte er Gutzkows „Uriel
ten, gegen Schillers Ausspruch
Acosta" für das Burgtheater zu retten, zu dessen dauern¬
Nachwelt keine Kränze Eine voll
dem Gewinne. Gleichwohl blieb Heinrich Laube ein großes
monie der Vorstellungen! Eine
Feld offen für reichliche glänzende Tätigkeit. Man er¬
des Theaters
innert sich, wie es die Schaffung der Generalintendanz der
natürlich der Hofbühne
eine
Hoftheater war, welche nach langer Tätigkeit den hochver¬
Lichtung. Fügte Schreyvogel
das
dienten Mann veranlaßte, die Demission zu erbitten.
Repertoire, so pflegte Holbein
sick, während Heinrich Laube
Da wären wir denn bei der wichtigen Organisations¬
frage angelangt.
legierung bemüht war, zyklusartig
über die wichtigsten dramatischen
Ich gestehe, daß mir der gegenwärtige Zustand der
angenheit und Gegenwart. So
richtige zu sein scheint. Seit dem Abeben des General¬
in seinen bedeutendsten Stücken
intendanten Freiherrn v. Plappart nämlich wurde diese
er zu neuem Leben erweckt.
Stelle, wenn auch nicht förmlich aufgehoben, so doch nicht
günstig über die in die Vier¬
mehr besetzt. Das Burgtheater untersteht, wie es in der
rektionsführung Holbeins. Aller¬
Epoche Laubes dem Oberstkämmereramte direkt unter¬
und mit Laube war er nicht zu
stand, wieder direkt einer obersten Hofbehörde, dem
te nicht vergessen, daß im Vor-Obersthofmeisteramt, und wie damals Hofrat Raymond
fungiert jetzt Hofrat Horsetzky als Referent für die Hof¬
theater. Eine verzögernd wirkende und nur zu Konflikten
Anlaß bietende Zwischeninstanz gibt es zur Zeit nicht.
An dieser tatsächlichen Einrichtung sollte festgehalten und
nicht mit neuen Experimenten — ich lese von einer An¬
regung, dem Direktor einen Delegierten des Unterrichts¬
ministeriums an die Seite zu geben — begonnen werden.
Das Wichtigste ist und bleibt ein richtiger Direktor. Aller¬
dings eine schwere Aufgabe! Vielleicht ist es leichter,
einen guten Finanzminister zu finden als einen guten
Leiter des Burgtheaters! Daß der Kandidat früher schon
an einem Theater wirkte, erscheint uns nicht gerade not¬
wendig zu sein. Weder Schreyvogel noch Laube hatten
früher Stellung bei einem Theater, höchstens daß der
letztgenannte es liebte, die ersten Proben seiner Stücke zu
leiten, wie man den Vorreden zu den gedruckten Werken
entnehmen kann.
Was weiter in Betracht kommt, sind gute Stücke und
hervorragende Künstler. Leider läßt sich nicht verkennen,
daß die Epoche großartiger technischer Entdeckungen und
Erfindungen nicht auch die richtige Atmosphäre bildet für
das Aufblühen idealer Kunst, für das Entstehen großer
Dichter und großer Schauspieler. Die traurigen Lücken,
welche grausam Alter und Tod in die Reihe unserer be¬
rühmten Darsteller gerissen hat, müssen gleichwohl, tant
bien que mal, ausgefüllt werden, was eine Hauptaufgabe
des neuen Direktors zu bilden haben wird.
Was die Verfasser guter Stücke betrifft, so sind wir
jetzt in Deutschland wesentlich auf zwei bedeutende Namen
beschränkt: Gerhart Hauptmann und Artur Schnitzler.
Wie stellt kein Dritter mehr zur Wahl sich ein
Und ist man streng da, wo die Wahl so klein?
Vielfach mußte daher Freiherr v. Berger zu aus¬
ländischer Literatur Zuflucht nehmen, wollte er dem
Publikum Novitäten vorführen.
Unter diesen Umständen wird es wohl geboten sein,
dramatischen Schöpfungen der Vergangenheit die Aufmerk¬
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sig des Romans „Eine Frau über
märz allüberall die konservative Richtung dominierte und
Klaus Rittland befindet sich auf
nur gemäßigte Anschauungen sich geltend machten. War
auf dem musikalischen Gebiete Mendelssohn der Ausdruck
der Zeit, so schwärmte das Burgtheaterpublikum für seinen
lieben Bauernfeld. So pflegte denn Holbein mit Vorliebe
muilleton.
das intime Stück, für welches eben auch Fichtner, Luise
Neumann, La Roche zur Verfügung waren, dabei brachte
des Burgtheaters.
er auch Stücke des jungen Deutschland auf die kaiserliche
at Freiherrn v. Niebauer.
Bühne, von Gutzkow „Richard Savage“, „Ein weißes Blatt",
Sekretär des Burgtheaters hat
„Werner oder Herz und Welt“, „Der 13. November,
„Die Schule des Reichen" und von Laube „Monaldeschi".
takte im alten Hause den Epilog
Allerdings nicht ihre politischen Tendenzstücke; als aber mit
rordentlichem Beifall aufgenommen
ger!" brauste es noch lange nach
dem Frühjahre 1848 der große Umschwung hereinbrach,
wußte Holbein auch den neuen Anforderungen Rechnung
ich das Haus, so daß der Name
zu tragen. Noch im April gingen die „Karlsschüler“ in
sächlich das letzte Wort bildete,
jubelnd widerhallten.
Szene, trotz des Kopfschüttelns der Damenwelt wurde
mit dem hoffnungsvollen Verse:
Hebbel mit „Maria Magdalena" eingeführt, bald folgte die
„Judith", der „Wallenstein" gelangte nun in seiner ganzen
es das alte Burgtheater!
Gestaltung zur Darstellung, nicht mehr in der freilich sehr
! Was liegt nicht alles in diesen
geschickt ersonnenen Zusammenziehung Schreyvogels. Aber
unvergänglichen Ruhmes! Eine
noch im Juni 1849, obzwar sich wieder eine politisch rück¬
testen darstellenden Künstler, deren
läufige Bewegung zeigte, wußte er Gutzkows „Uriel
ten, gegen Schillers Ausspruch
Acosta" für das Burgtheater zu retten, zu dessen dauern¬
Nachwelt keine Kränze Eine voll
dem Gewinne. Gleichwohl blieb Heinrich Laube ein großes
monie der Vorstellungen! Eine
Feld offen für reichliche glänzende Tätigkeit. Man er¬
des Theaters
innert sich, wie es die Schaffung der Generalintendanz der
natürlich der Hofbühne
eine
Hoftheater war, welche nach langer Tätigkeit den hochver¬
Lichtung. Fügte Schreyvogel
das
dienten Mann veranlaßte, die Demission zu erbitten.
Repertoire, so pflegte Holbein
sick, während Heinrich Laube
Da wären wir denn bei der wichtigen Organisations¬
frage angelangt.
legierung bemüht war, zyklusartig
über die wichtigsten dramatischen
Ich gestehe, daß mir der gegenwärtige Zustand der
angenheit und Gegenwart. So
richtige zu sein scheint. Seit dem Abeben des General¬
in seinen bedeutendsten Stücken
intendanten Freiherrn v. Plappart nämlich wurde diese
er zu neuem Leben erweckt.
Stelle, wenn auch nicht förmlich aufgehoben, so doch nicht
günstig über die in die Vier¬
mehr besetzt. Das Burgtheater untersteht, wie es in der
rektionsführung Holbeins. Aller¬
Epoche Laubes dem Oberstkämmereramte direkt unter¬
und mit Laube war er nicht zu
stand, wieder direkt einer obersten Hofbehörde, dem
te nicht vergessen, daß im Vor-Obersthofmeisteramt, und wie damals Hofrat Raymond
fungiert jetzt Hofrat Horsetzky als Referent für die Hof¬
theater. Eine verzögernd wirkende und nur zu Konflikten
Anlaß bietende Zwischeninstanz gibt es zur Zeit nicht.
An dieser tatsächlichen Einrichtung sollte festgehalten und
nicht mit neuen Experimenten — ich lese von einer An¬
regung, dem Direktor einen Delegierten des Unterrichts¬
ministeriums an die Seite zu geben — begonnen werden.
Das Wichtigste ist und bleibt ein richtiger Direktor. Aller¬
dings eine schwere Aufgabe! Vielleicht ist es leichter,
einen guten Finanzminister zu finden als einen guten
Leiter des Burgtheaters! Daß der Kandidat früher schon
an einem Theater wirkte, erscheint uns nicht gerade not¬
wendig zu sein. Weder Schreyvogel noch Laube hatten
früher Stellung bei einem Theater, höchstens daß der
letztgenannte es liebte, die ersten Proben seiner Stücke zu
leiten, wie man den Vorreden zu den gedruckten Werken
entnehmen kann.
Was weiter in Betracht kommt, sind gute Stücke und
hervorragende Künstler. Leider läßt sich nicht verkennen,
daß die Epoche großartiger technischer Entdeckungen und
Erfindungen nicht auch die richtige Atmosphäre bildet für
das Aufblühen idealer Kunst, für das Entstehen großer
Dichter und großer Schauspieler. Die traurigen Lücken,
welche grausam Alter und Tod in die Reihe unserer be¬
rühmten Darsteller gerissen hat, müssen gleichwohl, tant
bien que mal, ausgefüllt werden, was eine Hauptaufgabe
des neuen Direktors zu bilden haben wird.
Was die Verfasser guter Stücke betrifft, so sind wir
jetzt in Deutschland wesentlich auf zwei bedeutende Namen
beschränkt: Gerhart Hauptmann und Artur Schnitzler.
Wie stellt kein Dritter mehr zur Wahl sich ein
Und ist man streng da, wo die Wahl so klein?
Vielfach mußte daher Freiherr v. Berger zu aus¬
ländischer Literatur Zuflucht nehmen, wollte er dem
Publikum Novitäten vorführen.
Unter diesen Umständen wird es wohl geboten sein,
dramatischen Schöpfungen der Vergangenheit die Aufmerk¬
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