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13 Miscellaneous
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samkeit zuzuwenden. Sollte es denn wirklich nur ganz
zunehmen. Wer lacht da? Gewiß einer, der das Stück
wenige Stücke geben, die noch lebensfähig wären? Wir
weder aufmerksam gesehen noch gelesen hat. Schlenther
möchten uns eine kleine Uebersicht gestatten und beginnen mit
führte uns die „Orestie" vor, ein anerkennenswerter Grif
dem „Treuen Diener seines Herrn", dem dramatisch so leb¬
in das griechische Altertum, ebenso interessant als lehr¬
haft bewegten Trauerspiel Grillparzers, zumal wir in
reich. Wäre es nicht Aufgabe unserer Hofbühnen
auch
Bernhard Baumeister den vortrefflichsten Darsteller für die
einen Blick auf die deutsche Literatur älterer Zeit
Hauptrolle besitzen. Wir nennen Schreyvogels reizendes
werfen und dem Publikum einen Schatz zu weisen, den
Lustspiel nach Moreto: „Donna Diana." Alfred Berger
es auch aus Lektüre nicht kennen dürfte. Wir meinen
setzte Hebbels „Herodes und Mariamme" in Szene, wäre
das tiefgedachte, poetisch empfundene, rührend ergreifende
es da nicht angezeigt, das Gegenstück, nämlich Friedrich
dreiaktige Drama Klopstocks, das um so merkwürdiger ist
Halms „Griseldis" zu bringen, in der Hauptrolle über¬
als es vor Lessing geschrieben wurde: „Adams Tod." Um
dies wie geschaffen für Frau Medelsky und in der Rolle
wie viel pietätvoller geht man doch in Frankreich vor
des Percival für Reimers? Und da wir Friedrich Halm
Wie hält die Comédie Française altklassische Stücke fest in
nannten, wäre nicht seiner herrlichen Bearbeitung des Lust¬
ihrem Repertoire! Wäre August v. Kotzebue ein Fran¬
spiels „König und Bauer nach Lope de Vega zu ge¬
zose gewesen, er wäre von der französischen Bühne nicht
denken?
so ganz verschwunden, sowie ihn auch der vielgerühmte
Direktor Heinrich Laube nie ganz fallen ließ und jahraus
Und traulich kosend sitzt beim gold'nen Wein
jahren am Faschingdienstag den „Wirrwar“ aufführte,
Ein Freund beim Freund, der König und der Bauer!
Weiterschreitend möchten wir aufmerksam machen auf
Von Laubes Stücken möchten wir vor allem an den
Mosenthals „Ein deutsches Dichterleben" und auf „De¬
geistvollen „Monaldeschi" und an den „Statthalter von
borah", auf das psychologisch so interessante Stück Franz
Bengalen" erinnern, von Gutzkow wäre der „Königs¬
Nissels „Ein Wohltäter, im Burgtheater 1856 mit leb
leutnant" und „Das Urbild des Tartuff neu zu in¬
haftem Beifall aufgenommen, endlich auf das so glücklich
szenieren — und Brachvogel: verdienen „Nareiß und
erdachte „Preislustspiel, Eduard Mauthners. Selbstver
„Prinzessin Montpensier nicht, der Vergessenheit entrissen
ständlich will diese Aufzählung keine erschöpfende sein
zu werden? Von Heinrich v. Kleist wäre das unsterb¬
möge sie nur zu weiterer Nachforschung Anregung bieten!
liche „Käthchen von Heilbronn“ dem Repertoire wieder
Was speziell die einaktigen Stücke anbelangt, so wäre
einzufügen. Man pflegte es in früherer Zeit am Katha¬
aus dem Theaterarchiv manches Wertvolle hervorzuholen.
rinentage zu geben, so einer Stimmung des Publikums
Wir nennen beispielsweise: „Eine Partie Piquet, „Feuer in
entgegenkommend, wie man auch um die Zeit der Aller¬
der Mädchenschule", „Ich speise bei meiner Mutter, endlich
seelenfeier den „Müller und sein Kind“ aufführte. Weshalb
das so tief ergreifende Stück der Delphine Gay (Madame
man dieses wertvolle Stück im Burgtheater fallen ließ, ist
Girardin): „Die Furcht vor der Freude. Sind das Stücke
nicht recht zu begreifen. Fünf Vorstadtbühnen spielen es
französischer Autoren, so können wir auch wertvoller Ein¬
alljährlich bei überfüllten Häusern in Nachmittags= und
akter deutscher Schriftsteller gedenken, und hier möchten
auch Abendvorstellungen. Das Publikum will einmal das
wir aufmerksam machen auf Siegmund Schlesingers
altbeliebte Trauerspiel durchaus nicht missen, und es ist
Lustspiel „Mit der Feder", das gewiß nicht veraltet, und
nicht einzusehen, warum unsere Hofbühne sich diesem
auf das reizendste aller reizenden einaktigen Stücke „Am
Drang entgegenstellt. Nach unserer Ansicht wäre das Stück
Ende der Marie Ebner v. Eschenbach mit der vielleicht
auch zum Vorteil der Kasse, wieder in das Repertoire auf
brillantesten Rolle unserer Wilbrandt=Baudius,
Aber wir sind noch
noch einen Einakter zu ne
aktige Trauerspiel „Denon
Berger, dem nun entschlaf
zeigt von Bergers Bescheide
1873) mit lebhaftem Bei
Burgtheaters aufgenommen
Gelegenheit zu einer Glan
Szene setzte, obzwar er als
gehabt hätte. Das Burgthe
dies statt seiner zu tun.
parzers „Esther-Fragment
wäre wohl die würdigste
begabten, den sie nun
Ehrengrabe gebettet haben.
Ich zögere, ob ich m
regung erlauben darf, nä
Anschauung näherzutreten,
(Konversationsstück, Lustspi¬
werden möge, so wie in
der Fall ist. Man mag die
dem Franzensring wie im
Dimension einzuschränken,
und es bleibt die schlechte Aku
Geist in seiner flüchtigsten
denken ein bescheidenes Hau
solcher Stücke entsprechen
Goldprunk und Marmor
auch die Ausstattung im
lungen dieser Art! Einig
sehe sie noch vor mir
ein grün gemaltes Zimmer
rot gestreift, eine Gartenpart
Laube kam noch ein Salon
genuß strömte, lächelte aus
Also würde es auch jetzt sei¬
Bergerschen Epilogs so recht
Im neuen Haus