VII, Verschiedenes 13, undatiert, Seite 32

13. Miscellanen
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es denn wirklich nur ganz
zunehmen. Wer lacht da 2. Gewiß einer, der das Stück
noch lebensfähig wären? Wir
And it had nach nicht zu Ende
weder aufmerksam gesehen noch gelesen hat. Schlenther
Wir haben
sicht gestatten und beginnen mit
noch einen Einakter zu nennen, das wohlgelungene ein¬
führte uns die „Orestie vor, ein anerkennenswerter Griff
Herrn", dem dramatisch so leb¬
aktige Trauerspiel „Denone“ von Alfred Freiherrn von
in das griechische Altertum, ebenso interessant als lehr¬
Grillparzers, zumal wir in
Berger, dem nun entschlafenen Leiter der Hofbühne. Es
reich. Wäre es nicht Aufgabe unserer Hofbühnen,
auch
fortrefflichsten Darsteller für die
zeigt von Bergers Bescheidenheit, daß er das seinerzeit
einen Blick auf die deutsche Literatur älterer Zeit
nennen Schreyvogels reizendes
(1873) mit lebhaftem Beifall von dem Publikum des
werfen und dem Publikum einen Schatz zu weisen, den
Donna Diana." Alfred Berger
Burgtheaters aufgenommene Stück, welches der Wolter
es auch aus Lektüre nicht kennen dürfte? Wir meinen
Mariamme" in Szene, wäre
Gelegenheit zu einer Glanzleistung bot, nicht wieder in
das tiefgedachte, poetisch empfundene, rührend ergreifende
Gegenstück, nämlich Friedrich
Szene setzte, obzwar er als Direktor alle Möglichkeit hiezu
dreiaktige Drama Klopstocks, das um so merkwürdiger ist,
en, in der Hauptrolle über¬
gehabt hätte. Das Burgtheater hätte wohl die Pflicht,
als es vor Lessing geschrieben wurde: „Adams Tod." Um
Medelsky und in der Rolle
dies statt seiner zu tun. Eine Vorstellung mit Grill¬
wie viel pietätvoller geht man doch in Frankreich vor
Und da wir Friedrich Halm
parzers „Esther-Fragment und mit der „Denone", das
Wie hält die Comédie Française altklassische Stücke fest in
errlichen Bearbeitung des Lust¬
wäre wohl die würdigste Totenfeier für den Hoch¬
ihrem Repertoire! Wäre August v. Kotzebue ein Fran¬
nach Lope de Vega zu ge¬
begabten, den sie nun nahe an Schreyvogel in einem
zose gewesen, er wäre von der französischen Bühne nicht
Ehrengrabe gebettet haben.
so ganz verschwunden, sowie ihn auch der vielgerühmte
beim gold'nen Wein
Direktor Heinrich Laube nie ganz fallen ließ und jahraus
Ich zögere, ob ich mir zum Schluß noch eine An¬
der König und der Bauer
jahren am Faschingdienstag den „Wirrwar aufführte.
regung erlauben darf, nämlich der oft laut gewordenen
Weiterschreitend möchten wir aufmerksam machen auf
Anschauung näherzutreten, daß für das intime Stück
öchten wir vor allem an den
Mosenthals „Ein deutsches Dichterleben", und auf „De¬
(Konversationsstück, Lustspiel) ein neuer Raum geschaffen
und an den „Statthalter von
borah", auf das psychologisch so interessante Stück Franz
werden möge, so wie in München und in Dresden dies
Gutzkow wäre der „Königs¬
Nissels „Ein Wohltäter, im Burgtheater 1856 mit leb¬
der Fall ist. Man mag die große Bühne des Hauses auf
des Tartuff neu zu in¬
haftem Beifall aufgenommen, endlich auf das so glücklich
dem Franzensring wie immer verbauen, um die zu große
verdienen „Narciß und
Dimension einzuschränken, der riesig breite Ausschnitt bleibt,
t, der Vergessenheit entrissen
erdachte „Preislustriel, Eduard Mauthners. Selbstver- und es bleibt die schlechte Akustik, die die Zuhörer hindert, den
ständlich will diese Aufzählung keine erschöpfende sein
v. Kleist wäre das unsterb¬
Geist in seiner flüchtigsten Erscheinung zu haschen". Wir
möge sie nur zu weiterer Nachforschung Anregung bieten
in dem Repertoire wieder
denken ein bescheidenes Haus, wie es eben dem Charakter
Was speziell die einaktigen Stücke anbelangt, so wäre
in früherer Zeit am Katha¬
solcher Stücke entsprechen würde, nicht ein Gebäude in
aus dem Theaterarchiv manches Wertvolle hervorzuholen.
Stimmung des Publikums
Goldprunk und Marmor protzend. Wie bescheiden wan
Wir nennen beispielsweise: „Eine Partie Piquet", „Feuer in
auch um die Zeit der Aller¬
auch die Ausstattung im alten Burgtheater für Vorstel¬
der Mädchenschule", „Ich speise bei meiner Mutter, endlich
in Kind“ aufführte. Weshalb
lungen dieser Art! Einige wenige Dekorationen -
das so tief ergreifende Stuck der Delphine Gay (Madame
Burgtheater fallen ließ, is
sehe sie noch vor mir — genügten: eine bürgerliche Stube,
Girardin): „Die Furcht vor der Freude. Sind das Stücke
Vorstadtbühnen spielen es
französischer Autoren, so können wir auch wertvoller Ein¬
ein grün gemaltes Zimmer, ein anderes weiß und rosa¬
usern in Nachmittags= und
akter deutscher Schriftsteller gedenken, und hier möchten
rot gestreift, eine Gartenpartie, ein Straßenbild, und unter
Publikum will einmal das
wir aufmerksam machen auf Siegmund Schlesingers
Laube kam noch ein Salon dazu! Aber welcher Kunst¬
es nicht missen, und es ist
Lustspiel „Mit der Feder", das gewiß nicht veraltet, und
genuß strömte, lächelte aus den einfachen Bühnenwänden
insere Hofbühne sich diesem
auf das reizendste aller reizenden einaktigen Stücke „Am
Also würde es auch jetzt sein und sich der Schlußvers des
serer Ansicht wäre das Stück,
Bergerschen Epilogs so recht erfüllen:
Ende der Marie Ebner v. Eschenbach mit der vielleicht
pieder in das Repertoire auf
brillantesten Rolle unserer Wilbrandt=Baudius,
Im neuen Haus das alte Burgtheater"