VII, Verschiedenes 13, undatiert, Seite 46

13.
Miscellanes
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gewissen Vokabeln hat. So vor der Vokabel stilisiert. Ein
Inszenierer, der (namentlich theoretisch) sehr stark das Wie betont.
Aber man frage mich nicht, was dabei herauskommt. Was dieser
Künstler zu sagen hat. Wo sein Schmerz, seine Angst, seine Freude,
sein Zittern leben. Ich denke nicht an laute Tragödien und kate¬
gorische Kontraste. Nur kommt, wenn er ein ganz gewiß technisch
nicht fleckenloses) Seelendrama allerersten Ranges, wie eben den
Solnes, inkarniert, nichts Seltenes, nichts Apartmenschliches her¬
aus. Sondern ein Stück. Hagemanns Solnes erzählt nichts.
Nichts von einer Menschenseele; nichts von prophetischen, lyrischen,
epischen, dramatischen Visionen, nichts von Fieber und Leidenschaft.
Es lebt nicht in den Schauspielern das Ebenbild des Regisseurs.
... Er ist nur ein Sehnsüchtiger. Dem lebendige Kunst ganz,
gewiß ernste Arbeit bedeutet und unter der Hand zu literarischer
Kunst wird
-
awakami von Hanns Fuchs
s ist sehr lustig, aber ausgerechnet in dem ganz und gar unexoti¬
schen Hannover habe ich einmal eine Stunde mit Kawakami
und der Sada Nacco verbracht, und wenn natürlich aus dieser
mehr als flüchtigen Berührung keine Bekanntschaft oder gar eine Be¬
ziehung wurde, wie man im Literatencafé sagt, so taucht er doch oft
genug in meiner Erinnerung auf, dieser seltsame Mensch, den sich
jetzt der Tod mitten aus seiner Arbeit geholt hat.
Ein Zufall brachte mich in seine Nähe. Ich kam dazu, als er
und die Yacco mit heißen Augen in der Kulisse standen und zusahen,
wie ihre deutschen Kollegen draußen Schnitzlers „Abschiedssouper
spielten (womit der Abend des japanischen Gastspiels eröffnet wurde.
Ein englischer Impresario, oder so etwas ähnliches, stand neben ihnen
und verdolmetschte dies und das und fragte mich, der ich die Gelegen¬
heit wahrnahm, mir die fremden Gäste recht aus der Nähe anzusehen,
plötzlich nach Schnitzler. —: ob er sehr bekannt sei, ob er noch mehr
Stücke geschrieben habe, ob er viel gespielt würde. Ich antwortete
englisch, und als Kawakami das hörte, wandte auch er sich an mich,
und seine erste Frage war, ob ich vom Theater sei. Das gerade
nicht —: aber wenn man schreibt, gehört man vielleicht doch ein wenig
dazu. Ich sagte also: Schriftsteller, und das schien ihn zu freuen.
Er lud mich gleich zu einer Unterredung ein, denn er müsse mit mir
über deutsche Stücke sprechen.
Mein Gott —: ich war jung, japanische Schauspieler trifft man
nicht jeden Tag, und ich hatte das Gefühl, es sei eine Art von Kultur¬
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