VII, Verschiedenes 13, undatiert, Seite 66

13. Miscellaneous
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Telephon 12801.

I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis. New-York,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.
Ausschnitt wälschte Deutsche Worte, Wien
vom 4. d.

Kürzlich fand ein „Kainz=Abend statt,
dessen Programm Dichtungen von Homer,
Byron, Schiller und A. Schnitzler (!)
enthielt. Jetzt muß der „domme Kerl von
Wien“ doch glauben, daß Herr Schnitzler
mindestens ein zweiter Goethe ist.
port von Schiffsoffizieren, die — im Zeitalter eines Heldentod dieses Bischofs repräsentierte. Malicher hervorragenden Praten Ver-
gigantischen Weltverkehres ein geradezu abnormer
Ruhmwürdiges wird auch über das Rettungswerk der einem jener Prälaten, welche im Vatikan politische
Fall — weder geschult noch erfahren, noch besonnen, Küstenbewohner berichtet. So wird von einem lahmen
oder administrative Funktionen ausüben.
noch auch mutig genug waren, um trotz der vielen
Die ersten Fragen, die ich so frei war, an ihn
Fischer erzählt, der es mit unglaublichen Anstrengungen
Rettungsmöglichkeiten, die in diesem Falle doch noch vor¬
zuwege brachte, in seinem Boote zwölf Personen zu zu richten, betrafen die Gesundheit des Heiligen
Vaters: Ob es wahr sei, daß Pius X., der als
handen waren, all den Jammer zu verhüten. Man hört bergen. Es wäre traurig, wenn die Schilderung der
auch von dem Verzweiflungskampfe der dem Tode Katastrophe des „Sirio" solcher Einzelheiten ent
Pfarrer, Bischof und Patriarch an ein tätiges Leben
geweihten Auswanderer, die mit Revolvern, Aexten behrte, da doch der Bericht über das Unglück
gewöhnt war, jetzt trotz seiner kräftigen Konstitution

Fortsetzung des Romans: „Das zweite Leben von Pier¬
Bezug genommen und uns im Vorbeigehen ein paar eer, muß hier eintreten, wie sie ja in kleineren Kunst
Sales. Seite 11.
zweigen, zum Beispiel in der Wohnungskunst, in der
unsanfte Rippenstöße versetzt haben würde.
Ueber die Aufgaben des modernen Theaters und die Kunst des Buchschmuckes, ja in neuester Zeit auch in der
Kleiderkunft schon heute tatsächlich eingetreten ist
Zukunft des deutschen Bühnenwesens redet Karl Hage
Feuilleton.

Darüber herrscht bei allen ernsten Theaterfachleuten nur
mann in dem siebzehnten Bändchen einer von ihn
eine Stimme." So gipfeln denn alle „Erlösungsmotive
herausgegebenen Folge von Schriften, die den Gesamt¬
Theaterfragen.

der modernen Architekten, Tapezierer, Büchermacher und
titel „Das Theater“ *) führen. Man nimmt das Buch
Kein Volk hat auch nur annähernd eine theoretische
Schneider in dem Beweis, daß auch eine Theaterreform
das sich in allem Aeußerlichen sehr modern gibt, mit
Bühnenliteratur von dem Umfange aufzuweisen, wie das Interesse zur Hand. Ueber die „Aufgaben des modernen unerläßlich ist.
deutsche. Der Deutsche, der nicht für das Theater
Theaters. Endlich wird man erfahren, was die neu¬
Gut. Reformieren wir. Der Verfasser meint,
schreiben kann, schreibt sicherlich über dasselbe. E
Kunst, was das moderne Theater will und wie es in
„Daß die Schaubühne eine Kulturmacht werde und
reformiert es. Immer neue Apostel erstehen der deutschen
Zukunft auf unseren Bühnen aussehen wird. Einige
sei, das ist wohl in erster Linie für jeden Zeitabschnitt
Bühne, jede Stadt hat heute ihren Gottsched oder
Verstiegenheiten und hochtrabende stilistische Dunkel
die große Aufgabe des Theaters." Ich weiß nicht,
Lessing, aber selten findet eine ihren Neuber oder ihre
heiten schrecken uns nicht ab. Der Mann schreibt keiner
aber mich dünkt, der Urgroßvater meines Vaters hätte
Neuberin. Das deutsche Theater zu hofmeistern und zu
schlechten Stil, man sieht, er verstellt sich nur, er brauch
das schon Anno 1783 bei Friedrich Schiller einmal
belehren sind Hunderte am Werke, diesen Lehren zu
diesen mystischen Faltenwurf, um das Abgedroschene de¬
gelesen. Aber trotzdem, der Verfasser kommt in aus¬
folgen oder sie aus eigenem in kulturelle Taten um¬
Themas zu verhüllen. Es geniert einen guten Kopf, in
gefahrenen Geleisen manchmal zu einer recht hübschen
zusetzen, hat selten einer das Herz. So bleibt denn in
theaterkritischen Zeitungsstil zu sprechen. Ihm ist das
Wendung und aus dem ästhetischen Schwulst vieler
der Regel alles beim Alten. Und es sind auch nich
Grundmotiv alles künstlerischen Schaffens das
Druckseiten blitzt es dann auf. Die ganze Kultur¬
immer die besten Lehrmeister, die über das Theater
lösungsmotio, er verlangt reine, voraussetzungslos
geschichte der Menschheit ist ihm die Geschichte des
schreiben. Nur wenige vermögen ihren Beruf für dieses
Kunst von den Theatern, jedes Stück, das zur Dar¬
immer wieder überwundenen Philisters. „Und so ist
Amt nachzuweisen. Denn das ist doch kein Nachweis, wenn
stellung kommt, soll auf künstlerischer Eingebung beruhen
denn auch die Aufgabe des Theaters: den Philister
man Umfrage hält, wie der oder jener dazu käme, so
und allen wirtschaftlichen Zufälligkeiten entrückt sein, überwinden." Das Wort ist wirklich nicht übel. Und
präpotent über die Aufgaben des deutschen Theaters zu
Er redet von Großkunst und Kleinkunst, von Universität
wer zöge nicht gern mit in einen Krieg gegen das Volk
schreiben, und man erhält zur Antwort: „O, der hat
Theater und Kirche, Cabaret, Ueberbrett und sonstiger
der Philister?
schon einige ähnliche Bücher geschrieben.“ Die müßte
„Festen des Lebens" und konstatiert, daß unsere heutige
Das moderne Theater, das Theater der Zukunft
man also auch lesen? Na, damit werden wir uns doch
Schaubühne sich durchschnittlich in einer künstlerischer
sagt Hagemann, könne nicht bei den bisherigen Er¬
wohl nicht beeilen. Es genügt das eine vollkommen, um
Verfassung befinde, die der Würde des modernen Kultur¬
rungenschaften stehen bleiben, es müsse über die Schau¬
über den großen Gegenstand, den es angeschnitten, ein
menschen nicht recht entspricht. „Eine Reform," schreib¬
spielkunst hinaus zum Gesamtkunstwerk im Wagnerschen
paar Bemerkungen zu machen. Und auch diese hätte man
Sinne streben. Schon deshalb wäre dieses Ziel ins
wenn der Verfasser nicht auf Wien
sich ersparen kön
Berlin, Schuster u. Locker.