13. Miscellanes
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Zur Theaterfrage.
Briefwechsel zwischen Dr. Artur Dinter und dem
Verbande deutscher Bühnenschriftsteller.
en nachstehenden Briefwechsel bringen wir im Einverständnis mit unserm
Mitarbeiter Dr. Artur Dinter hier zum Abdruck. Der Briefwechsel belehrt
uns in sehr eindringlicher Weise über die Stellung des Verbandes deutscher Bühnen¬
schriftsteller den Bestrebungen gegenüber, die sich die Gesundung der unhaltbaren
Zustände der heutigen deutschen Schaubühne zum Ziele setzen.
Zweck des „Verbandes deutscher Bühnenschriftsteller“ ist laut § 3 seiner Satzun¬
gen: „die Wahrung und Förderung der Standes= und Berufsinteressen der Mit¬
glieder insbesondere die Organisation des Geschäftsverkehrs mit den Verlegern und
Bühnen sowie die Schaffung eines ausreichenden Rechtsschutzes
Hier bitte ich die Leser, mein Vorwort zu verlassen und den nachstehenden Brief¬
wechsel durchzulesen. Nachdem dies geschehen, darf ich fortfahren:
In seinem Schreiben vom 28. Oktober 1916 teilt der Verband Artur Dinter
mit, daß er durch einstimmigen Beschluß des Vorstandes, Aufsichtsrats und
geschäftsführenden Ausschusses aus dem Verbande ausgeschlossen worden sei, weil
er durch die angeführten Stellen seiner Schrift „Weltkrieg und Schaubühne den
oben genannten „Zweck des Verbandes gefährdet habe“! Die Unhaltbarkeit dieser
Ausschlußbegründung sah der Verband bei ruhiger Ueberlegung wohl selber ein,
denn in seinem zweiten Briefe vom 4. Dezember 1916 begründet er den Ausschluß
Dinters nunmehr damit, daß Dinter gegen die Satzungsvorschrift verstoßen habe,
„die Bestrebungen des Vereins zu unterstützen“. Diese Ausschlußbegründung ist na¬
türlich eine ebensolche Flunkerei wie die erste. Mit vollem recht erwidert Artur
Dinter den Herren, daß sie ebensogut irgend eine Stelle aus dem Konversations¬
lexikon zur Begründung seines Ausschlußes anführen könnten. Der Kern der Sache
ist natürlich der, daß Artur Dinter den Herren von der Art Ludwig Fuldas und
Oskar Blumenthals höchst unbequem ist. Auf die ihnen eigene Art rächen sie und
ihre Gesinnungsgenossen sich nun an Dinter, indem sie ihn durch Ausschluß aus dem
Verbande, den zu allem Ueberfluß Dinter zusammen mit Max Dreyer und Heinrich
Lisienfein selber gegründet hat, in den Augen der Oeffentlichkeit herabzusetzen
suchen. Dinter hat bekanntlich auch den Theaterverlag des Verbandes, die „Ver¬
triebstelle“ organisiert und als ihr langjähriger Direktor sie durch seine umsichtige
und energische Geschäftsführung zu so hoher Blüte gebracht, daß er im vierten Jahre
ihres Bestehens an die Gesellschafter nicht weniger als 21 Prozent Dividende aus¬
schütten konnte. Das sehr angesehene und sehr einträgliche Amt als Direktor der
Vertriebstelle gab Dinter jedoch besinnungslos preis, als er auf Grund seiner prak¬
tischen Erfahrungen die Notwendigkeit erkannt hatte, daß eine Gesundung der deut¬
schen Schaubühne nur möglich sei, wenn der jüdische Geschäftsgeist, der das heutige
Theater restlos beherrscht, von ihr vertrieben werde. Er hielt damals seine bekannte
Protestrede im Zirkus Busch gegen die Mirakelaufführungen. Seit jener Zeit wurde
er nicht müde, in Wort und Schrift und Tat für die idealistische Erneuerung der
deutschen Schaubühne zu kämpfen. Daß dies den genannten Herren und ihren Ge¬
sinnungsgenossen nicht paßt, läßt sich unschwer begreifen. Da aber, wie aus den
Satzungen des Verbandes hervorgeht, die Betätigung Dinters keine Handhabe zu
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Zur Theaterfrage.
Briefwechsel zwischen Dr. Artur Dinter und dem
Verbande deutscher Bühnenschriftsteller.
en nachstehenden Briefwechsel bringen wir im Einverständnis mit unserm
Mitarbeiter Dr. Artur Dinter hier zum Abdruck. Der Briefwechsel belehrt
uns in sehr eindringlicher Weise über die Stellung des Verbandes deutscher Bühnen¬
schriftsteller den Bestrebungen gegenüber, die sich die Gesundung der unhaltbaren
Zustände der heutigen deutschen Schaubühne zum Ziele setzen.
Zweck des „Verbandes deutscher Bühnenschriftsteller“ ist laut § 3 seiner Satzun¬
gen: „die Wahrung und Förderung der Standes= und Berufsinteressen der Mit¬
glieder insbesondere die Organisation des Geschäftsverkehrs mit den Verlegern und
Bühnen sowie die Schaffung eines ausreichenden Rechtsschutzes
Hier bitte ich die Leser, mein Vorwort zu verlassen und den nachstehenden Brief¬
wechsel durchzulesen. Nachdem dies geschehen, darf ich fortfahren:
In seinem Schreiben vom 28. Oktober 1916 teilt der Verband Artur Dinter
mit, daß er durch einstimmigen Beschluß des Vorstandes, Aufsichtsrats und
geschäftsführenden Ausschusses aus dem Verbande ausgeschlossen worden sei, weil
er durch die angeführten Stellen seiner Schrift „Weltkrieg und Schaubühne den
oben genannten „Zweck des Verbandes gefährdet habe“! Die Unhaltbarkeit dieser
Ausschlußbegründung sah der Verband bei ruhiger Ueberlegung wohl selber ein,
denn in seinem zweiten Briefe vom 4. Dezember 1916 begründet er den Ausschluß
Dinters nunmehr damit, daß Dinter gegen die Satzungsvorschrift verstoßen habe,
„die Bestrebungen des Vereins zu unterstützen“. Diese Ausschlußbegründung ist na¬
türlich eine ebensolche Flunkerei wie die erste. Mit vollem recht erwidert Artur
Dinter den Herren, daß sie ebensogut irgend eine Stelle aus dem Konversations¬
lexikon zur Begründung seines Ausschlußes anführen könnten. Der Kern der Sache
ist natürlich der, daß Artur Dinter den Herren von der Art Ludwig Fuldas und
Oskar Blumenthals höchst unbequem ist. Auf die ihnen eigene Art rächen sie und
ihre Gesinnungsgenossen sich nun an Dinter, indem sie ihn durch Ausschluß aus dem
Verbande, den zu allem Ueberfluß Dinter zusammen mit Max Dreyer und Heinrich
Lisienfein selber gegründet hat, in den Augen der Oeffentlichkeit herabzusetzen
suchen. Dinter hat bekanntlich auch den Theaterverlag des Verbandes, die „Ver¬
triebstelle“ organisiert und als ihr langjähriger Direktor sie durch seine umsichtige
und energische Geschäftsführung zu so hoher Blüte gebracht, daß er im vierten Jahre
ihres Bestehens an die Gesellschafter nicht weniger als 21 Prozent Dividende aus¬
schütten konnte. Das sehr angesehene und sehr einträgliche Amt als Direktor der
Vertriebstelle gab Dinter jedoch besinnungslos preis, als er auf Grund seiner prak¬
tischen Erfahrungen die Notwendigkeit erkannt hatte, daß eine Gesundung der deut¬
schen Schaubühne nur möglich sei, wenn der jüdische Geschäftsgeist, der das heutige
Theater restlos beherrscht, von ihr vertrieben werde. Er hielt damals seine bekannte
Protestrede im Zirkus Busch gegen die Mirakelaufführungen. Seit jener Zeit wurde
er nicht müde, in Wort und Schrift und Tat für die idealistische Erneuerung der
deutschen Schaubühne zu kämpfen. Daß dies den genannten Herren und ihren Ge¬
sinnungsgenossen nicht paßt, läßt sich unschwer begreifen. Da aber, wie aus den
Satzungen des Verbandes hervorgeht, die Betätigung Dinters keine Handhabe zu