VII, Verschiedenes 13, undatiert, Seite 126

13. Miscellaneous
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bleibt dieses Buch und seine Methode unerfreulich. Die Psycho¬
analyse kann vielleicht manche Innenvorgänge des Lebens deuten,
aber über das Wesen des Kunstwerkes weiß sie uns nichts zu
sagen. Die Überschätzung des Erotischen in Schnitzlers Dichtung
eine Lebensauffassung, die wir an ihm lieben — mag die
Psychoanalytiker mit ihrer schematischen Witterung des Sexuellen
hinter allen Vorgängen menschlichen Innenlebens in Scharen an¬
locken. Aber weder die Dichtung noch die Psychoanalyse wird
uns liebenswerter, wenn diese nachweist, daß in jener alles psycho¬
analytisch stimmt; und diese unfruchtbare Aufgabe scheint Reik
sich gestellt zu haben; er glaubt die Trefflichkeit der Schnitzlerschen
Dichtung zu beweisen, wenn er zeigt, daß das „System Freud
in ihr intuitiv dichterischen Ausdruck gefunden hat. Der Dichter
hat sich (unbewußt) bemüht, den sexuellen Ursprung alles mensch¬
lichen Tuns und Wollens zu verhüllen, der Psychoanalytiker be¬
müht sich um den umgekehrten Vorgang. Und das alles geschieht
in einer Sprache, die sich mit Haut und Haar einem Jargon,
den die Psychoanalyse herauszubilden für nötig hielt, verschrieben
hat. Ein Autor, dem der Satz gelingt „Die Vergänglichkeit
irdischer Beziehungen ist der Grundzug und die tiefe Unsicherheit
menschlicher Verhältnisse“ hat es nicht nötig, ein Deutsch zu
schreiben wie dieses: „Die früher sublimierten homosexuellen Ge¬
fühlsbeziehungen werden bei der Paranoia mit unsublimierter Libido
besetzt und das Ich sucht sich durch den Verfolgungswahn dieses Libido¬
ansturmes zu erwehren“; wenn es der Autor dennoch tut, so muß man
ihn als ein Opfer der Psychoanalyse bezeichnen. Wie der große Ein¬
fluß und die Anziehungskraft der Psychoanalyse auf die Zeit¬
genossen zu erklären is
das mag sie selbst auf ihre Art deuten.
Aber — um Gottes willen — die produktive und reproduzierende
Literatur bleibe von ihr verschont. Das Unterbewußtsein ist uns
nicht lästig, noch stört es uns, aber über die Hemmungen, die die
Psychoanalyse aus dem Unterbewußten zu Bewußtsein erhebt,
stolpert beinahe das geistige Leben einer ganzen Generation.


Oscar Philipp.
Schicksal.
Ich dank dem Schicksal auf den Knieen,
Daß es mich so zermürbt, zerzaust,
Daß es mit knochenharter Faust
Mich traf. — Ich habe nicht geschrieen.
Und wenn auf meinen Wanderwegen
Mir jetzt ein spätes Glück gedeiht,
Nehm ich es stumm, wie einst das Leid,
Mit ruhigem Gemüt entgegen.

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