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13. Miscellaneous
tien eines mit dem Titel „Candida, das auf
setzungsfehler, etwa ein halbes Dutzend, zum Ge- mir seit der Aufführung meines Schau¬ zehn
Sinn und Herz eines jeden Deutschen, der es liest,
spieles „Helden", eine der „größten in= samm
genstand, Uebersetzungsfehler, die sich in den Re¬
den verhängnißvollsten Eindruck ausübt. Es trieft
tellectuellen Kräfte der Gegenwart“, erblickte.
giebemerkungen zur „Candida finden. Trotz¬
umzug
förmlich von häuslichen Gefühlen: da ist ein dem verstand es Kellner, diese Kleinigkeiten in
Er schlug vor: mein Intellect und seine Bühnen dachte
erfahrung sollen zusammen ein Stück zuwege
Pastor darin und ein Poet und eine „ewig=weib ein solches Licht zu rücken, daß es den Eindruck
spieles
machte, als ob die ganze Uebersetzung nichts wei¬ bringen. Zugleich theilte er mir eines der ver¬ war
liche Hausfrau, kurz alles, was ein guter
blüffendsten Scenarien mit, die mir je vorge¬
Deutscher nur lieben mag. Wenn das Stück erst
mal
ter als ein einziger gigantischer Sprachfehler sei¬
kommen waren. Es vereinigte in sich all die
im Burgtheater aufgeführt wird — und ich habe
Toll
Ganz besonders kritisirte er die Uebersetzung der
in
Grundideen, Intriguen, all die Zwischenfälle und
nicht den geringsten Zweifel daran, daß es dort
Charakterbildes, das ich von Pastor Morel ent¬
fadenscheinigen Situationen, vermittelst deren dort
zur Aufführung gelangt, denn Herr Trebitsch werfen habe, eine der sympathischesten Gestalten
die Theaterbesucher seit Erschaffung der Welt in
schwärmt für „Candida
zum
dann werden die
in der „Candida. Um zu zeigen, wie die Sache
und außer Athem gehalten werden. Am Schluß
Frauen Wiens meinem lieben Uebersetzer ein Mo¬
eigentlich deutsch hätte gemacht werden müssen,
eines jeden Actes wurde der Held auf Grund einer
nument errichten und auf immerdar auf ihren gab Kellner seine eigene Uebersetzung zum Besten.
Anklage hin, die eine wunderschöne, aber mein¬
Eheherren herumtrampeln. Mich macht es rasend,
Dann freilich begriff ich alles. Kellner ist einer
eidige Abenteurerin gegen ihn erhob, wegen
wenn die Leute mich um dieses weinerlichen Un¬
der andächtigsten Anbeter der „Candida, und er
Mordes oder anderer Verbrechen ver¬
sinns wegen in den Himmel heben und mein Werk
konnte es nicht ertragen, die Hand eines anderen
haftet, und zu Beginn des nächsten Aufzuges
„Casar und Kleopatra“, das in Wahrheit ein
auf sein Idol gelegt zu sehen. Daher war es auch
klar, daß er die übrigen zwei Stücke im gleichen tauchte er wieder auf ohne das geringste Fleckchen
großes Drama ist, als nichts Besseres denn ein
auf seiner Ehre, bis er dann unmittelbar vor
Jeu d'esprit ansehen. Aber die Deutschen wollen
Bande auch nicht eines Blickes gewürdigt hatte
dem Fallen des Vorhanges wieder unter einer
Angesichts dieser Erfahrung schaudere ich bei dem
in diesem Punkte keine Vernunft annehmen.
Gedanken, was sich alles ereignen dürfte, wenn anderen Anklage arretirt wurde. Schließlich war
Jeder literarisch gebildete Deutsche glaubt, daß
erst die gesammte deutschsprechende Menschheit er schon auf dem Punkt, zum Galgen geführt zu
er von Gott dem Herrn speciell dazu geschaffen
werden. Da befreit ihn der Klang froher Hoch¬
ist, um „Candida zu übersetzen. Selbst der in Europa mit „Candida bekannt sein wird.
Schon Hermann Bahr erklärt, wie er davon be¬
zeitsglocken von seinem Alpdrücken. Er findet,
stark geistige hochgelehrte Dr. Kellner bildet darin
rückt sei, und Schnitzler wird sicherlich ins Kloster, daß er das ganze Stück hindurch geträumt hat,
keine Ausnahme, und als Trebitsch ihm die
gehen, wenn er erst in den Zauberbann der
und erlangt so jene glückliche Lösung", die für
„Candida wegschnappte,
nahm er dafür
„Candida geraten ist. Trebitsch wird hoffent¬
ein populäres Stück in England absolut unent¬
eine ganz erschreckliche Rache, wobei er
folgendermaßen verfuhr.
lich dieser Sache mit der Zeit entwachsen, und behrlich ist. Ich versuchte nun mit allen mög¬
was mich betrifft, so thue ich mein Bestes, um
Kellner kennt London gründlich, topogra¬
lichen Vernunftgründen, diesem fürchterlichen
graphisch sowohl wie auch politisch. Er hat mich davon zu heilen
Terriss auseinanderzusetzen, daß ein solches
„Ein Teufelsfer!“ kam folgendermaßen zu¬
die Plätze, die ich in „Candida beschrieben
Scenarium viel zu viel Handlung und viel zu
stande. Ihr Wiener habt wahrscheinlich den
habe, alle gesehen und er versteht gewisse
wenig Anlaß zur Darstellung von Charakteren
technische Anspielungen auf einzelne Bezirke
Namen von William Terriss noch nicht gehört, biete, worauf er entschlossen erklärte: „Sie
Londons. Er weiß alles über den Hergang
Das war der weitaus beste Schauspieler unter all
haben mich überzeugt, Mister Shaw." Mit
der Conflicte, die bei uns wegen der sogenannten
den melodramatischen Helden der englischen diesen Worten warf er ohne weiteres Zögern das
„billigen Löhne" sich abgespielt haben. Trebitsch
Bühne am Schluß des letzten Jahrhunderts, Ein ganze Scenarium ins Feuer mit dem Mute und
dagegen besitzt eine gründliche Mißachtung für bildhübscher Mensch und so popular, daß er kraft
der Entschlossenheit eines Mannes, der ganz gut
derartige prosaische Details und concentrirte sich
seiner Individualität noch den gewissen Typus
weiß, daß er noch eine Abschrift in seinem Schreib¬
vollständig auf die poetischen und dramatischen des rohen, aber packenden Effectstückes am Leben pulte liegen habe. Die Thatsache jedoch, daß er
Momente meiner Arbeit. Damit aber lieferte er zu erhalten vermochte, lange nachdem es alt¬
mich als große intellectuelle Kraft begrüßt und
sich selbst in die Hände seines Gegners. Prompt
modisch geworden und den modernen Rivalen das
damit angedeutet hatte, ich sei unfähig, ein
schrieb Kellner einen Artikel im „Neuen Wiener
Feld geräumt hatte. Er spielte gerade in einem populäres Melodrama zu schreiben, reizte mich
Tagblatt“, über den ich, ohne aufhören zu kön¬
fabelhaft erfolgreichen militärischen Drama, das
auf das äußerste und ich beschloß, all die abge¬
nen, zweieinhalb Stunden lang gelacht habe. Die
die Dreyfus=Affaire behandelte. Da schickte droschenen Zwischenfälle, all die abgestandenen
ser Artikel hat nämlich ausschließlich leichte Ueber zu mir und ließ sagen, daß er in Situationen, die in den Schundstücken der letzt¬
13. Miscellaneous
tien eines mit dem Titel „Candida, das auf
setzungsfehler, etwa ein halbes Dutzend, zum Ge- mir seit der Aufführung meines Schau¬ zehn
Sinn und Herz eines jeden Deutschen, der es liest,
spieles „Helden", eine der „größten in= samm
genstand, Uebersetzungsfehler, die sich in den Re¬
den verhängnißvollsten Eindruck ausübt. Es trieft
tellectuellen Kräfte der Gegenwart“, erblickte.
giebemerkungen zur „Candida finden. Trotz¬
umzug
förmlich von häuslichen Gefühlen: da ist ein dem verstand es Kellner, diese Kleinigkeiten in
Er schlug vor: mein Intellect und seine Bühnen dachte
erfahrung sollen zusammen ein Stück zuwege
Pastor darin und ein Poet und eine „ewig=weib ein solches Licht zu rücken, daß es den Eindruck
spieles
machte, als ob die ganze Uebersetzung nichts wei¬ bringen. Zugleich theilte er mir eines der ver¬ war
liche Hausfrau, kurz alles, was ein guter
blüffendsten Scenarien mit, die mir je vorge¬
Deutscher nur lieben mag. Wenn das Stück erst
mal
ter als ein einziger gigantischer Sprachfehler sei¬
kommen waren. Es vereinigte in sich all die
im Burgtheater aufgeführt wird — und ich habe
Toll
Ganz besonders kritisirte er die Uebersetzung der
in
Grundideen, Intriguen, all die Zwischenfälle und
nicht den geringsten Zweifel daran, daß es dort
Charakterbildes, das ich von Pastor Morel ent¬
fadenscheinigen Situationen, vermittelst deren dort
zur Aufführung gelangt, denn Herr Trebitsch werfen habe, eine der sympathischesten Gestalten
die Theaterbesucher seit Erschaffung der Welt in
schwärmt für „Candida
zum
dann werden die
in der „Candida. Um zu zeigen, wie die Sache
und außer Athem gehalten werden. Am Schluß
Frauen Wiens meinem lieben Uebersetzer ein Mo¬
eigentlich deutsch hätte gemacht werden müssen,
eines jeden Actes wurde der Held auf Grund einer
nument errichten und auf immerdar auf ihren gab Kellner seine eigene Uebersetzung zum Besten.
Anklage hin, die eine wunderschöne, aber mein¬
Eheherren herumtrampeln. Mich macht es rasend,
Dann freilich begriff ich alles. Kellner ist einer
eidige Abenteurerin gegen ihn erhob, wegen
wenn die Leute mich um dieses weinerlichen Un¬
der andächtigsten Anbeter der „Candida, und er
Mordes oder anderer Verbrechen ver¬
sinns wegen in den Himmel heben und mein Werk
konnte es nicht ertragen, die Hand eines anderen
haftet, und zu Beginn des nächsten Aufzuges
„Casar und Kleopatra“, das in Wahrheit ein
auf sein Idol gelegt zu sehen. Daher war es auch
klar, daß er die übrigen zwei Stücke im gleichen tauchte er wieder auf ohne das geringste Fleckchen
großes Drama ist, als nichts Besseres denn ein
auf seiner Ehre, bis er dann unmittelbar vor
Jeu d'esprit ansehen. Aber die Deutschen wollen
Bande auch nicht eines Blickes gewürdigt hatte
dem Fallen des Vorhanges wieder unter einer
Angesichts dieser Erfahrung schaudere ich bei dem
in diesem Punkte keine Vernunft annehmen.
Gedanken, was sich alles ereignen dürfte, wenn anderen Anklage arretirt wurde. Schließlich war
Jeder literarisch gebildete Deutsche glaubt, daß
erst die gesammte deutschsprechende Menschheit er schon auf dem Punkt, zum Galgen geführt zu
er von Gott dem Herrn speciell dazu geschaffen
werden. Da befreit ihn der Klang froher Hoch¬
ist, um „Candida zu übersetzen. Selbst der in Europa mit „Candida bekannt sein wird.
Schon Hermann Bahr erklärt, wie er davon be¬
zeitsglocken von seinem Alpdrücken. Er findet,
stark geistige hochgelehrte Dr. Kellner bildet darin
rückt sei, und Schnitzler wird sicherlich ins Kloster, daß er das ganze Stück hindurch geträumt hat,
keine Ausnahme, und als Trebitsch ihm die
gehen, wenn er erst in den Zauberbann der
und erlangt so jene glückliche Lösung", die für
„Candida wegschnappte,
nahm er dafür
„Candida geraten ist. Trebitsch wird hoffent¬
ein populäres Stück in England absolut unent¬
eine ganz erschreckliche Rache, wobei er
folgendermaßen verfuhr.
lich dieser Sache mit der Zeit entwachsen, und behrlich ist. Ich versuchte nun mit allen mög¬
was mich betrifft, so thue ich mein Bestes, um
Kellner kennt London gründlich, topogra¬
lichen Vernunftgründen, diesem fürchterlichen
graphisch sowohl wie auch politisch. Er hat mich davon zu heilen
Terriss auseinanderzusetzen, daß ein solches
„Ein Teufelsfer!“ kam folgendermaßen zu¬
die Plätze, die ich in „Candida beschrieben
Scenarium viel zu viel Handlung und viel zu
stande. Ihr Wiener habt wahrscheinlich den
habe, alle gesehen und er versteht gewisse
wenig Anlaß zur Darstellung von Charakteren
technische Anspielungen auf einzelne Bezirke
Namen von William Terriss noch nicht gehört, biete, worauf er entschlossen erklärte: „Sie
Londons. Er weiß alles über den Hergang
Das war der weitaus beste Schauspieler unter all
haben mich überzeugt, Mister Shaw." Mit
der Conflicte, die bei uns wegen der sogenannten
den melodramatischen Helden der englischen diesen Worten warf er ohne weiteres Zögern das
„billigen Löhne" sich abgespielt haben. Trebitsch
Bühne am Schluß des letzten Jahrhunderts, Ein ganze Scenarium ins Feuer mit dem Mute und
dagegen besitzt eine gründliche Mißachtung für bildhübscher Mensch und so popular, daß er kraft
der Entschlossenheit eines Mannes, der ganz gut
derartige prosaische Details und concentrirte sich
seiner Individualität noch den gewissen Typus
weiß, daß er noch eine Abschrift in seinem Schreib¬
vollständig auf die poetischen und dramatischen des rohen, aber packenden Effectstückes am Leben pulte liegen habe. Die Thatsache jedoch, daß er
Momente meiner Arbeit. Damit aber lieferte er zu erhalten vermochte, lange nachdem es alt¬
mich als große intellectuelle Kraft begrüßt und
sich selbst in die Hände seines Gegners. Prompt
modisch geworden und den modernen Rivalen das
damit angedeutet hatte, ich sei unfähig, ein
schrieb Kellner einen Artikel im „Neuen Wiener
Feld geräumt hatte. Er spielte gerade in einem populäres Melodrama zu schreiben, reizte mich
Tagblatt“, über den ich, ohne aufhören zu kön¬
fabelhaft erfolgreichen militärischen Drama, das
auf das äußerste und ich beschloß, all die abge¬
nen, zweieinhalb Stunden lang gelacht habe. Die
die Dreyfus=Affaire behandelte. Da schickte droschenen Zwischenfälle, all die abgestandenen
ser Artikel hat nämlich ausschließlich leichte Ueber zu mir und ließ sagen, daß er in Situationen, die in den Schundstücken der letzt¬