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13. Miscellaneous
tragt, mittelst Wagen Kraus zu suchen. Er, Zeuge, wollte sagen, ob auf die Handlungsweise Fried¬
Kraus Abends warnen, kam jedoch zu spät. Als er sich mit dem genommen wurde. Der Zeuge deponirt, daß
Opernsänger Pieau in's „Imperial“ begeben wollte, kamen ihm den anderen Tag gesagt habe, Ba¬
ihnen beim Burgthor schon Friedmann, Kahane, Hand
hätten ihm auf seine Frage, was er thun soll
Stößler, Adler, Hirschfeld und Dörmann in sehr siegeslustiger Prügeln
Stimmung entgegen. Handl, rief ihnen zu: „Jetz
Otto Pohl, Redacteur der „Arbeiter-Z
haben wir den Kraus blutig geschlagen.
Fränkt habe ihm erzählt, Friedma
Zeuge fährt weiter fort: „Ich erwiderte darauf: Habt Ihr geregt gewesen und Bahr und Bau
das wirklich zu Stande gebracht. Ihrer sieben einen ein gerathen, auf diesen Artikel gibt es nur Eine
zelnen Menschen zu prügeln?“ Darauf stellte sich Fried
Zeuge Glück, Jude, bestätigt, daß in
Gerichtssaal.
mann vor mich und sagte: „Wenn Sie was wollen
Friedmann Abends vor der That a
sagen Sie es
„Der Kraus wird heute gehan
Ein literarischer Scandal.
Opernsänger Walther Pieau erzählt, er habe schon Bauer wartet schon." Er sei aufgeforder
im „Winterbierhause" von dem Complotte erfahren. Er kam zugehen, ohne daß von ihm passive Z
(Die Affaire Kraus-Friedmann von
mit Schönberger zu spät, um Kraus zu warnen. Als er die langt wurde.
Gericht.
Herren auf der Rückkehr vom Schauplatze der That bei der
Der Jude Ernst Götzl soll darüber an
Die unsäglich schmutzige Affaire aus dem Wiener jüdische
Burg traf, erzählten sie von dem Ueberfalle, und waren sehr Tag nach dem Ueberfalle Hermann Bahr,
Literatursumpfe wurde in vorgerückter Stunde zu Ende ge¬
lustig.
und Friedmann im „Silbernen
führt. Sie endete mit der Verurtheilung des „Dichters des
Es wird sodann der Dichter der „Lumpen", der Jude Darstellung des Falles, w
Dreieck“ Oskar Friedmann zu zehn Tagen Leo Hirschfeld, aus Augsburg gebürtig, vernommen. „Extrablatt" erschien, redig
Arrests. Felix Adler, welcher im Fiaker durch fün
Derselbe deponirt, Friedmann habe ihm schon Nachmittags in
Der Musiker Kobler erzählt, daß
Stunden alle Kaffeehäuser nach Kraus absuchte.
größter Erregung die Fackel“ gezeigt. Abends sei er dann Ueberfalles, um ¼1 Uhr, Julius Bauer in
hielt sieben Tage Arrests, die Angeklagten Schrift
beim Mozartplatz mit den Herren zusammengetroffen, bereits kam. Gleich darauf kam Friedmann, Handlu
steller Arthur Kahane (Kohn?) und Willy Hand
mann suchte im Local mit den Augen, bis er
wurden zu je fünfzig Gulden Geldstrafe ver nach geschehener That¬
Dr. Baumwarten: Herr Zeuge, ist es richtig, daß eilte dann auf ihn zu und theilte ihm etwas
urtheilt, der Kaufmann Eugen Stößler und Felix Dör= Sie selbst im Café Glattauer den Dr. Wertheimer auf=garten: So ist es ja ganz gut gegangen; um
mann wurden freigesprochen.
gefordert haben, mitzugehen und den Kraus zu prügeln? Ist Attentat, um 12 Uhr Café Glattauer, um
Wohl noch nie hat sich in einem Wiener Gerichtssaal
es richtig, daß Sie, als Dr. Wertheimer dies dankend ablehnte, Herrn Bauer." Friedmann will jedoch
ein solches Bild gezeigt, wie es gestern der Josefstädter Bezirks
ihm zuriefen: „Feigling"?
Zeuge: Nein, das be¬
beten haben, einen unentstellten Bericht im
gerichtssaal bot. Auf der Anklagebank fünf Schriftsteller, der
bringen
streite ich.
sattsam bekannten Griensteidl=Clique angehörig. Sämmtliche
Zu dem Buchhändler Stern ist am kritischen Tage
Dr. Baumgarten: Warum sind
natürlich Juden. Der einzige Dörmann ist getauft. Der
Dörmann gekommen, hat ihm die „Fackel“ gezeigt und zur „Wiener Zeitung" gegangen? (Stürmi
Privatbetheiligte Carl Kraus, ein Jude, der sich von seinen
ihm mitgetheilt, daß Friedmann beabsichtige, sich an Richter: Ich bitte, ich kann solche Angriff
Stammesgenossen Julius Bauer und Hermann Bahr
Kraus zu rächen. Auf den Wortlaut könne er sich nicht
Es wird nunmehr Julius Bauer
sagen lassen muß, daß er die ganze Affaire zu einem Riesen
erinnern. Weiter deponirt der Zeuge, daß am nächsten Tage der „Illustrirten Hacke", vorgerufen. Derselb¬
geschäfte ausschlachten werde! Man hörte ordentlich den Neid
eine junge Dame ein Exemplar der „Fackel" gekauft habe
Friedmann nicht gerathen, Kraus zu ohrfeigen.
aus diesen Worten heraus, daß Kraus auf diese Weise zu
wobei er, Zeuge, bemerkte, auf Kraus sei Nachts ein nicht in's Café Rahn bestellt. Friedmann wußt
einer Reclame im größten Stile gelangt sei. Wir fürchten, das Attentat verübt worden. Das Fräulein erwiderte: Das zu finden sei und habe ihn gebeten, eine re
Beispiel, das Kraus, der „gehauteste Schriftsteller Wiens
habe ich schon gestern Nachmittags ge¬ ber den Fall zu schreiben. Er (Zeuge habe
auch in anderer Beziehung, gab, wird Nachahmer finden
wußt, daß Kraus geprügelt werden gelehnt, bis die anderen Blätter Berichte haben
Aber das Köstlichste war doch das Publikum. Juden, soweit
sollte.
Dr. Baumgarten: Ist Ihnen eri¬
das Auge reichte, das ganze Café Glattauer war erschienen
Es wird nunmehr eine Reihe von Bediensteten des
Recension in Ihrem Blatte über das „Dreie
die „süßen Vorstadtmädel“ des Arthur Schnitzler, da
„Café Imperial“ einvernommen. Dieselben geben überein
— Bauer: Nein, ich kann das nicht auswe
zwischen dicke Literaturjüdinnen, und als Perte des Ganzen
stimmend an, daß im Ganzen mit Herrn Friedmann Dr. Baumgarten: Nun, im „Extrab
Frischauer, mitten drin dirigirend und
Otto
fünf Herren bei der That anwesend waren. Ein Marqueur
Werk soll der Erstling eines Anfängers sein
hineinredend. Wer die sogenannte Wiener Lit¬
überall
deponirt mit voller Bestimmtheit, er habe gehört, wie Herrn
solche Bühnenkenntnis und Routine, daß man
ratur
von ihrer abstoßendsten Seite kennen lernen
Schick zugerufen wurde, er möge sich nicht hineinmischen
erfahrenen Autors halten kann. — Bau
wollte, der hätte gestern im Gerichtssaale dazu Gelegenhei¬
Dieser Zeuge, Marqueur Reznik, erklärt, gesehen
Friedmann nicht protegirt, obzwar dies von
gehabt. Und wenn der öffentliche Ankläger in seinem Schlu߬
zu haben, daß Adler, der dies bis jetzt immer in wurde. Ich habe von Seite des Herrn Krau¬
antrage darauf verwies, daß Angeklagte die Schuldbänke
Abrede stellte, bei der Schlägerei unmittelbar in der Nähe stand. Angriffe zu erdulden gehabt und habe still
zieren, die berufen sind, über die höchsten Güter der Menschheit
Der Zahlkellner Alois Polzenbauer vom „Café erste Nummer der „Fackel war einzig mei=
zu wachen, so nahm sich dies angesichts dieser Versammlung
Glattauer“, Louis genannt, und Zahlmarqueur der sogenannte
widmet und ich ward gleichsam an allen Str
als die bitterste, jemals geübte Ironie aus. Es wäre wahr
„Dichterecke", bestätigt, daß Adler beauftragt wurde,
tirt. Einzig und allein sind diese Angriffe er
haftig traurig um unser Wien bestellt, wenn diese Literaten
unsere moderne Entwicklung im geistigen Wien darstellen im Fiaker zu suchen, und daß Abends telephonirt Geschäft zu machen. (Diese Worte haben
wurde, Kraus sei im „Imperial“. Auf die Frage des rufe im Auditorium zur Folge.) Bauer (la
sollten. Das waren keine „deutschen Dichter und Schriftsteller
Richters, ob er gehört habe, daß Friedmann von hole, einzig um ein Geschäft zu machen. (Er
das war eine Clique, gegen die immer und
anderen Herren gewarnt wurde, verneint dies der Zeuge,
— Auf die Frage Dr. Neudas sagt Bau
immer anzukämpfen wir als unsere Die Verhandlung wird hierauf bis halb 4 Uhr Nachmittags
Friedmann nicht in die Liter
heiligste Pflicht ansehen werden!
vertagt
führt. (Heiterkeit.) — Staatsanwa
Die Verhandlung nahm folgenden Verlauf:
Nach Wiederaufnahme derselben stellt Dr. Baum
mann: Wie können Sie dann zu Frank¬
Stürmische Heiterkeit erweckte wiederholt die Aussage des
garten folgenden Antrag: Ueber mein Befragen hat heut
Bauer wartet schon auf das Resultat“. — F
einvernommenen Zahlkellners vom ehemaligen Griensteidl
Herr Leo Hirschfeld verneint. Dr. Wertheimer
Ich habe Fränkel Manches da¬
Heinrich Friedl. Derselbe gibt an, Friedmann se
am Tage des Attentates aufgefordert zu haben, mitzugehen
nicht wahr war, weil ich wu
an dem Tage sehr aufgeregt in das Café Glattaue¬
weil Kraus geprügelt wurde und ihm „Feigling" zugerufen kehrt mit Kraus.
gekommen und habe gesagt: Heinrich, ich bin heut
habe, als Wertheimer ablehnte. Herr Dr. Wert¬
Dr. Baumgarten (zu Bauer)
sehr aufgeregt. (Stürmische Heiterkeit.) — Richter: heimer hat sich nun zur Zeugenschaft angeboten und is
Kennen Sie die fünf Herren hier? — Zeuge: Dem Namen
Sie später doch den Bericht aufgenommen
hier. — Der staatsanwaltschaftliche Functionär spricht sich da
nach nicht, denn die Persönlichkeiten gehören nicht zu meinen
mann schrieb — Bauer: Ich bitte,
gegen aus, weil Leo Hirschfeld nicht unter Anklage
Rayon. (Neuerliche Heiterkeit.) — Richter: Haben Si¬
auch einen Bericht über einen Mord.
nichts von einer Verabredung gegen den Herrn Kraus stehe. Der Richter lehnt auch den Beweisantrag ab.
garten: Ja, aber doch nicht vo
gehört, die in Ihrem Kaffeehause abgehalten wurde?
Moriz Baumfeld (1), Chefredacteur der „Neuen (Stürmische Heiterkeit.) Damit war die Verneh¬
Montagszeitung", wird von Dörmann als Alibizeug
Zeuge (zögernd): Ja, daß es sich um die „Fackel" handelt
dessen theatralische Haltung während seiner
geführt. Derselbe sagt in einer Weise aus, daß er mehrmal¬
hab' ich gewußt; ich sagte auch noch, man sollte es dem
komischesten Eindruck machte, beendigt und
laute Heiterkeitsausbrüche hervorruft. Während die An¬
Herrn Kraus sagen. Aber diese fünf Herren waren es nich
Hermann Bahr einvernommen
geklagten behaupten, sie hätten Dörmann beim Mozart
die sich besprochen haben
Derselbe, 35 Jahre alt, zu Linz geboren,
Von großer Wichtigkeit ist die Aussage des Schriftstellers Denkmal getroffen, als derselbe von Hietzing kam, worauf e
los Herausgeber der „Zeit", gibt an, er sei
Fritz Schick, 41 Jahre alt, katholisch, welcher mit Krau¬
mit ihnen in's Café gegangen sei, behauptet Baumfeld, beleidigung mit 25 fl. und wegen ein
plauderte, als der Angriff erfolgte. Er sei, so erzählt der Dörmann sei um diese Zeit aus dem „Café Glattauer
Briefes, an Kraus gerichtet, zu 5 fl.
Zeuge, im „Imperial“ gesessen, als Kraus zu ihm kam gekommen.
Richter: Sie sollen, Herr Zeuge,
Der Jude Felix Salzmann (Schriftstellername Felli¬
und sich zu ihm setzte. Plötzlich schaute Jemand zur Thüre
Friedmann gerathen haben, Herrn K.
herein und Kraus rief: Das ist eine Griensteidl, Salten) gibt an, er sei bereits vorbestraft. Er hab¬
wort auf seinen Artikel zu prügeln?
nämlich einmal den heutigen Privatbetheiligten geohrfeigt
Gestalt! (Lebhafte Heiterkeit.)
Gegentheil ist wahr. Ich habe, als Frie
Fünfundzwanzig Minuten später öffneten mehrere Herre
(Stürmische Heiterkeit.) Zeuge gibt an, daß Kraus stets verzweifelt zu mir kam, gesagt: Hier gibt
die Thüre und schritten direct auf Kraus zu. Im nächster
einen Schlagring bei sich trage und er Kraus in Hietzing als ein neues Stückschreiben
gesehen habe, und zwar gegen halb 12 Uhr Nachts.
Moment spielte sich die schon mehrmals geschilderte Scene ab
Stück besser zu machen. (Heiterk
Er (Zeuge habe seinen Schlagring gezogen, und Fried
Dr. Baumgarten stellt neuerdings den Antrag, hier persönlich immer auf dem St.
Dr. Wertheimer einzuvernehmen, da dieser über den ritterlichen Satisfaction. An der war
mann einen Schlag versetzt, doch habe ihn Herr Hand
Aufenthalt Dörmann's aussagen könne. Der Antrag wird
zurückgehalten mit den Worten: „Mischen Sie sich
zu denken. Friedmann erwiderte
diesmal zugelassen. Dr. Wertheimer (!) sagt aus, er denkeich nicht (Heiterkeit), ich muß ihn
nicht hinein, es geht Sie nichts an. Der Zeug¬
habe gegen 12 Uhr Nachts Dörmann und Hirsch, antwortete ihm: Lieber Friedmann, sei
bleibt gegenüber allen Fragen der Vertheidigung bestimmt
feld in einer Ecke des Kaffeehauses sitzen gesehen. Auf der ein einzigesmal originel
dabei, daß sich im Moment der That mehr Herren um den Straße sagte ihm dann einer derselben: Jetzt wird geben. Man wird einfach sagen, Sie
Tisch gruppirt hatten als die Angeklagten behaupten.
Kraus — geprügelt! Zeuge gibt jedoch zu, daß nachgemacht. Bedenken Sie doch auch, welch
Staatsanwaltschaftlicher Functionär
Sie sagen also, ohne die Herren Handl, Stößler und möglicherweise Dörmann erst nach ihm in's Kaffeehaus Sie diesem Menschen machen. Friedman
gekommen sei. Ueber Befragen des Dr. Baumgarten nicht besänftigen. Ich stellte ihm vor, daß ich
Kahane waren mindestens drei Personen anwesend? -
Zeuge: Ja. — Dr. Neuda (zum Zeugen): Hier sitzen fünf deponirt derselbe, daß Dörmann und Hirschfeld zwei Menschen in Wien, von Ehrenfel
anständige Menschen, die behaupten, es seien nur zwei Herren ihm mittheilten, Kraus sei im „Imperial“. Dr. Baum
schaft“ und von Kraus angegriffen wu
außer Friedmann dabei gewesen. Sie behaupten mit garten constatirt, dies sei deshalb wichtig, weil daraus
13. Miscellaneous
tragt, mittelst Wagen Kraus zu suchen. Er, Zeuge, wollte sagen, ob auf die Handlungsweise Fried¬
Kraus Abends warnen, kam jedoch zu spät. Als er sich mit dem genommen wurde. Der Zeuge deponirt, daß
Opernsänger Pieau in's „Imperial“ begeben wollte, kamen ihm den anderen Tag gesagt habe, Ba¬
ihnen beim Burgthor schon Friedmann, Kahane, Hand
hätten ihm auf seine Frage, was er thun soll
Stößler, Adler, Hirschfeld und Dörmann in sehr siegeslustiger Prügeln
Stimmung entgegen. Handl, rief ihnen zu: „Jetz
Otto Pohl, Redacteur der „Arbeiter-Z
haben wir den Kraus blutig geschlagen.
Fränkt habe ihm erzählt, Friedma
Zeuge fährt weiter fort: „Ich erwiderte darauf: Habt Ihr geregt gewesen und Bahr und Bau
das wirklich zu Stande gebracht. Ihrer sieben einen ein gerathen, auf diesen Artikel gibt es nur Eine
zelnen Menschen zu prügeln?“ Darauf stellte sich Fried
Zeuge Glück, Jude, bestätigt, daß in
Gerichtssaal.
mann vor mich und sagte: „Wenn Sie was wollen
Friedmann Abends vor der That a
sagen Sie es
„Der Kraus wird heute gehan
Ein literarischer Scandal.
Opernsänger Walther Pieau erzählt, er habe schon Bauer wartet schon." Er sei aufgeforder
im „Winterbierhause" von dem Complotte erfahren. Er kam zugehen, ohne daß von ihm passive Z
(Die Affaire Kraus-Friedmann von
mit Schönberger zu spät, um Kraus zu warnen. Als er die langt wurde.
Gericht.
Herren auf der Rückkehr vom Schauplatze der That bei der
Der Jude Ernst Götzl soll darüber an
Die unsäglich schmutzige Affaire aus dem Wiener jüdische
Burg traf, erzählten sie von dem Ueberfalle, und waren sehr Tag nach dem Ueberfalle Hermann Bahr,
Literatursumpfe wurde in vorgerückter Stunde zu Ende ge¬
lustig.
und Friedmann im „Silbernen
führt. Sie endete mit der Verurtheilung des „Dichters des
Es wird sodann der Dichter der „Lumpen", der Jude Darstellung des Falles, w
Dreieck“ Oskar Friedmann zu zehn Tagen Leo Hirschfeld, aus Augsburg gebürtig, vernommen. „Extrablatt" erschien, redig
Arrests. Felix Adler, welcher im Fiaker durch fün
Derselbe deponirt, Friedmann habe ihm schon Nachmittags in
Der Musiker Kobler erzählt, daß
Stunden alle Kaffeehäuser nach Kraus absuchte.
größter Erregung die Fackel“ gezeigt. Abends sei er dann Ueberfalles, um ¼1 Uhr, Julius Bauer in
hielt sieben Tage Arrests, die Angeklagten Schrift
beim Mozartplatz mit den Herren zusammengetroffen, bereits kam. Gleich darauf kam Friedmann, Handlu
steller Arthur Kahane (Kohn?) und Willy Hand
mann suchte im Local mit den Augen, bis er
wurden zu je fünfzig Gulden Geldstrafe ver nach geschehener That¬
Dr. Baumwarten: Herr Zeuge, ist es richtig, daß eilte dann auf ihn zu und theilte ihm etwas
urtheilt, der Kaufmann Eugen Stößler und Felix Dör= Sie selbst im Café Glattauer den Dr. Wertheimer auf=garten: So ist es ja ganz gut gegangen; um
mann wurden freigesprochen.
gefordert haben, mitzugehen und den Kraus zu prügeln? Ist Attentat, um 12 Uhr Café Glattauer, um
Wohl noch nie hat sich in einem Wiener Gerichtssaal
es richtig, daß Sie, als Dr. Wertheimer dies dankend ablehnte, Herrn Bauer." Friedmann will jedoch
ein solches Bild gezeigt, wie es gestern der Josefstädter Bezirks
ihm zuriefen: „Feigling"?
Zeuge: Nein, das be¬
beten haben, einen unentstellten Bericht im
gerichtssaal bot. Auf der Anklagebank fünf Schriftsteller, der
bringen
streite ich.
sattsam bekannten Griensteidl=Clique angehörig. Sämmtliche
Zu dem Buchhändler Stern ist am kritischen Tage
Dr. Baumgarten: Warum sind
natürlich Juden. Der einzige Dörmann ist getauft. Der
Dörmann gekommen, hat ihm die „Fackel“ gezeigt und zur „Wiener Zeitung" gegangen? (Stürmi
Privatbetheiligte Carl Kraus, ein Jude, der sich von seinen
ihm mitgetheilt, daß Friedmann beabsichtige, sich an Richter: Ich bitte, ich kann solche Angriff
Stammesgenossen Julius Bauer und Hermann Bahr
Kraus zu rächen. Auf den Wortlaut könne er sich nicht
Es wird nunmehr Julius Bauer
sagen lassen muß, daß er die ganze Affaire zu einem Riesen
erinnern. Weiter deponirt der Zeuge, daß am nächsten Tage der „Illustrirten Hacke", vorgerufen. Derselb¬
geschäfte ausschlachten werde! Man hörte ordentlich den Neid
eine junge Dame ein Exemplar der „Fackel" gekauft habe
Friedmann nicht gerathen, Kraus zu ohrfeigen.
aus diesen Worten heraus, daß Kraus auf diese Weise zu
wobei er, Zeuge, bemerkte, auf Kraus sei Nachts ein nicht in's Café Rahn bestellt. Friedmann wußt
einer Reclame im größten Stile gelangt sei. Wir fürchten, das Attentat verübt worden. Das Fräulein erwiderte: Das zu finden sei und habe ihn gebeten, eine re
Beispiel, das Kraus, der „gehauteste Schriftsteller Wiens
habe ich schon gestern Nachmittags ge¬ ber den Fall zu schreiben. Er (Zeuge habe
auch in anderer Beziehung, gab, wird Nachahmer finden
wußt, daß Kraus geprügelt werden gelehnt, bis die anderen Blätter Berichte haben
Aber das Köstlichste war doch das Publikum. Juden, soweit
sollte.
Dr. Baumgarten: Ist Ihnen eri¬
das Auge reichte, das ganze Café Glattauer war erschienen
Es wird nunmehr eine Reihe von Bediensteten des
Recension in Ihrem Blatte über das „Dreie
die „süßen Vorstadtmädel“ des Arthur Schnitzler, da
„Café Imperial“ einvernommen. Dieselben geben überein
— Bauer: Nein, ich kann das nicht auswe
zwischen dicke Literaturjüdinnen, und als Perte des Ganzen
stimmend an, daß im Ganzen mit Herrn Friedmann Dr. Baumgarten: Nun, im „Extrab
Frischauer, mitten drin dirigirend und
Otto
fünf Herren bei der That anwesend waren. Ein Marqueur
Werk soll der Erstling eines Anfängers sein
hineinredend. Wer die sogenannte Wiener Lit¬
überall
deponirt mit voller Bestimmtheit, er habe gehört, wie Herrn
solche Bühnenkenntnis und Routine, daß man
ratur
von ihrer abstoßendsten Seite kennen lernen
Schick zugerufen wurde, er möge sich nicht hineinmischen
erfahrenen Autors halten kann. — Bau
wollte, der hätte gestern im Gerichtssaale dazu Gelegenhei¬
Dieser Zeuge, Marqueur Reznik, erklärt, gesehen
Friedmann nicht protegirt, obzwar dies von
gehabt. Und wenn der öffentliche Ankläger in seinem Schlu߬
zu haben, daß Adler, der dies bis jetzt immer in wurde. Ich habe von Seite des Herrn Krau¬
antrage darauf verwies, daß Angeklagte die Schuldbänke
Abrede stellte, bei der Schlägerei unmittelbar in der Nähe stand. Angriffe zu erdulden gehabt und habe still
zieren, die berufen sind, über die höchsten Güter der Menschheit
Der Zahlkellner Alois Polzenbauer vom „Café erste Nummer der „Fackel war einzig mei=
zu wachen, so nahm sich dies angesichts dieser Versammlung
Glattauer“, Louis genannt, und Zahlmarqueur der sogenannte
widmet und ich ward gleichsam an allen Str
als die bitterste, jemals geübte Ironie aus. Es wäre wahr
„Dichterecke", bestätigt, daß Adler beauftragt wurde,
tirt. Einzig und allein sind diese Angriffe er
haftig traurig um unser Wien bestellt, wenn diese Literaten
unsere moderne Entwicklung im geistigen Wien darstellen im Fiaker zu suchen, und daß Abends telephonirt Geschäft zu machen. (Diese Worte haben
wurde, Kraus sei im „Imperial“. Auf die Frage des rufe im Auditorium zur Folge.) Bauer (la
sollten. Das waren keine „deutschen Dichter und Schriftsteller
Richters, ob er gehört habe, daß Friedmann von hole, einzig um ein Geschäft zu machen. (Er
das war eine Clique, gegen die immer und
anderen Herren gewarnt wurde, verneint dies der Zeuge,
— Auf die Frage Dr. Neudas sagt Bau
immer anzukämpfen wir als unsere Die Verhandlung wird hierauf bis halb 4 Uhr Nachmittags
Friedmann nicht in die Liter
heiligste Pflicht ansehen werden!
vertagt
führt. (Heiterkeit.) — Staatsanwa
Die Verhandlung nahm folgenden Verlauf:
Nach Wiederaufnahme derselben stellt Dr. Baum
mann: Wie können Sie dann zu Frank¬
Stürmische Heiterkeit erweckte wiederholt die Aussage des
garten folgenden Antrag: Ueber mein Befragen hat heut
Bauer wartet schon auf das Resultat“. — F
einvernommenen Zahlkellners vom ehemaligen Griensteidl
Herr Leo Hirschfeld verneint. Dr. Wertheimer
Ich habe Fränkel Manches da¬
Heinrich Friedl. Derselbe gibt an, Friedmann se
am Tage des Attentates aufgefordert zu haben, mitzugehen
nicht wahr war, weil ich wu
an dem Tage sehr aufgeregt in das Café Glattaue¬
weil Kraus geprügelt wurde und ihm „Feigling" zugerufen kehrt mit Kraus.
gekommen und habe gesagt: Heinrich, ich bin heut
habe, als Wertheimer ablehnte. Herr Dr. Wert¬
Dr. Baumgarten (zu Bauer)
sehr aufgeregt. (Stürmische Heiterkeit.) — Richter: heimer hat sich nun zur Zeugenschaft angeboten und is
Kennen Sie die fünf Herren hier? — Zeuge: Dem Namen
Sie später doch den Bericht aufgenommen
hier. — Der staatsanwaltschaftliche Functionär spricht sich da
nach nicht, denn die Persönlichkeiten gehören nicht zu meinen
mann schrieb — Bauer: Ich bitte,
gegen aus, weil Leo Hirschfeld nicht unter Anklage
Rayon. (Neuerliche Heiterkeit.) — Richter: Haben Si¬
auch einen Bericht über einen Mord.
nichts von einer Verabredung gegen den Herrn Kraus stehe. Der Richter lehnt auch den Beweisantrag ab.
garten: Ja, aber doch nicht vo
gehört, die in Ihrem Kaffeehause abgehalten wurde?
Moriz Baumfeld (1), Chefredacteur der „Neuen (Stürmische Heiterkeit.) Damit war die Verneh¬
Montagszeitung", wird von Dörmann als Alibizeug
Zeuge (zögernd): Ja, daß es sich um die „Fackel" handelt
dessen theatralische Haltung während seiner
geführt. Derselbe sagt in einer Weise aus, daß er mehrmal¬
hab' ich gewußt; ich sagte auch noch, man sollte es dem
komischesten Eindruck machte, beendigt und
laute Heiterkeitsausbrüche hervorruft. Während die An¬
Herrn Kraus sagen. Aber diese fünf Herren waren es nich
Hermann Bahr einvernommen
geklagten behaupten, sie hätten Dörmann beim Mozart
die sich besprochen haben
Derselbe, 35 Jahre alt, zu Linz geboren,
Von großer Wichtigkeit ist die Aussage des Schriftstellers Denkmal getroffen, als derselbe von Hietzing kam, worauf e
los Herausgeber der „Zeit", gibt an, er sei
Fritz Schick, 41 Jahre alt, katholisch, welcher mit Krau¬
mit ihnen in's Café gegangen sei, behauptet Baumfeld, beleidigung mit 25 fl. und wegen ein
plauderte, als der Angriff erfolgte. Er sei, so erzählt der Dörmann sei um diese Zeit aus dem „Café Glattauer
Briefes, an Kraus gerichtet, zu 5 fl.
Zeuge, im „Imperial“ gesessen, als Kraus zu ihm kam gekommen.
Richter: Sie sollen, Herr Zeuge,
Der Jude Felix Salzmann (Schriftstellername Felli¬
und sich zu ihm setzte. Plötzlich schaute Jemand zur Thüre
Friedmann gerathen haben, Herrn K.
herein und Kraus rief: Das ist eine Griensteidl, Salten) gibt an, er sei bereits vorbestraft. Er hab¬
wort auf seinen Artikel zu prügeln?
nämlich einmal den heutigen Privatbetheiligten geohrfeigt
Gestalt! (Lebhafte Heiterkeit.)
Gegentheil ist wahr. Ich habe, als Frie
Fünfundzwanzig Minuten später öffneten mehrere Herre
(Stürmische Heiterkeit.) Zeuge gibt an, daß Kraus stets verzweifelt zu mir kam, gesagt: Hier gibt
die Thüre und schritten direct auf Kraus zu. Im nächster
einen Schlagring bei sich trage und er Kraus in Hietzing als ein neues Stückschreiben
gesehen habe, und zwar gegen halb 12 Uhr Nachts.
Moment spielte sich die schon mehrmals geschilderte Scene ab
Stück besser zu machen. (Heiterk
Er (Zeuge habe seinen Schlagring gezogen, und Fried
Dr. Baumgarten stellt neuerdings den Antrag, hier persönlich immer auf dem St.
Dr. Wertheimer einzuvernehmen, da dieser über den ritterlichen Satisfaction. An der war
mann einen Schlag versetzt, doch habe ihn Herr Hand
Aufenthalt Dörmann's aussagen könne. Der Antrag wird
zurückgehalten mit den Worten: „Mischen Sie sich
zu denken. Friedmann erwiderte
diesmal zugelassen. Dr. Wertheimer (!) sagt aus, er denkeich nicht (Heiterkeit), ich muß ihn
nicht hinein, es geht Sie nichts an. Der Zeug¬
habe gegen 12 Uhr Nachts Dörmann und Hirsch, antwortete ihm: Lieber Friedmann, sei
bleibt gegenüber allen Fragen der Vertheidigung bestimmt
feld in einer Ecke des Kaffeehauses sitzen gesehen. Auf der ein einzigesmal originel
dabei, daß sich im Moment der That mehr Herren um den Straße sagte ihm dann einer derselben: Jetzt wird geben. Man wird einfach sagen, Sie
Tisch gruppirt hatten als die Angeklagten behaupten.
Kraus — geprügelt! Zeuge gibt jedoch zu, daß nachgemacht. Bedenken Sie doch auch, welch
Staatsanwaltschaftlicher Functionär
Sie sagen also, ohne die Herren Handl, Stößler und möglicherweise Dörmann erst nach ihm in's Kaffeehaus Sie diesem Menschen machen. Friedman
gekommen sei. Ueber Befragen des Dr. Baumgarten nicht besänftigen. Ich stellte ihm vor, daß ich
Kahane waren mindestens drei Personen anwesend? -
Zeuge: Ja. — Dr. Neuda (zum Zeugen): Hier sitzen fünf deponirt derselbe, daß Dörmann und Hirschfeld zwei Menschen in Wien, von Ehrenfel
anständige Menschen, die behaupten, es seien nur zwei Herren ihm mittheilten, Kraus sei im „Imperial“. Dr. Baum
schaft“ und von Kraus angegriffen wu
außer Friedmann dabei gewesen. Sie behaupten mit garten constatirt, dies sei deshalb wichtig, weil daraus