VII, Verschiedenes 13, undatiert, Seite 152

Fr. Zeuge, wollte sagen, ob auf die Handlungsweise Friedmann's Einfluß
ser sich mit dem genommen wurde. Der Zeuge deponirt, daß Friedmann
en wollte, kamen ihm den anderen Tag gesagt habe, Bahr und Bauer
hätten ihm auf seine Frage, was er thun soll, gesagt: „Nur
Kahane, Handl,
sehr siegeslustiger Prügeln!"
Otto Pohl, Redacteur der „Arbeiter=Zeitung", gibt an,
zu: „Jetzt
Fränkl habe ihm erzählt, Friedmann sei sehr aus¬
eschlagen.
geregt gewesen und Bahr und Bauer hätten ihm
rauf: Habt Ihr
en einen ein gerathen, auf diesen Artikel gibt es nur Eines: „Prügel",
Zeuge Glück, Jude, bestätigt, daß im Café Glattauer
stellte sich Fried¬
Friedmann Abends vor der That ausgerufen habe:
was wollen,
„Der Kraus wird heute gehaut, der Julius
er habe schon Bauer wartet schon." Er sei aufgefordert worden, mit¬
fahren. Er kam zugehen, ohne daß von ihm passive Zeugenschaft ver¬
gen. Als er die langt wurde.
Der Jude Ernst Götzl soll darüber aussagen, daß am
r That bei der
und waren sehr Tag nach dem Ueberfalle Hermann Bahr, Julius Bauer
und Friedmann im „Silbernen Brunnen“ die
der Jude Darstellung des Falles, wie er im
tig, vernommen. „Extrablatt“ erschien, redigirten!
Der Musiker Kobler erzählt, daß in der Nacht des
Nachmittags in
Ueberfalles, um ¼1 Uhr, Julius Bauer in's Café Rahn
sei er dann
getroffen, bereits kam. Gleich darauf kam Friedmann, Handl und Adler. Fried¬
mann suchte im Local mit den Augen, bis er Bauer auffand,
st es richtig, daß eilte dann auf ihn zu und theilte ihm etwas mit. Dr. Baum¬
garten: So ist es ja ganz gut gegangen; um ¾12 Uhr das
heimer auf¬
Attentat, um 12 Uhr Café Glattauer, um ¼1 Uhr Bericht an
zu prügeln? Is
Herrn Bauer.“ Friedmann will jedoch Bauer nur ge¬
ankend ablehnte
: Nein, das be¬ beten haben, einen unentstellten Bericht im „Extrablatt" zu
bringen.
Dr. Baumgarten: Warum sind Sie denn nicht
kritischen Tag
ckel“ gezeigt und zur „Wiener Zeitung“ gegangen? (Stürmische Heiterkeit.)
bsichtige, sich an Richter: Ich bitte, ich kann solche Angriffe nicht zulassen.
Es wird nunmehr Julius Bauer (!), Chefredacteur
ne er sich nicht
in nächsten Tage der „Illustrirten Hacke", vorgerufen. Derselbe sagt, er habe
el gekauft habe
Friedmann nicht gerathen, Kraus zu ohrfeigen, habe ihn auch
sei Nachts ein nicht in's Café Rahn bestellt. Friedmann wußte, daß er dort
widerte: Das zu finden sei und habe ihn gebeten, eine redactionelle Notiz
ittags geüber den Fall zu schreiben. Er (Zeuge habe dies jedoch ab¬
gelehnt, bis die anderen Blätter Berichte haben würden.
lt werden
Dr. Baumgarten: Ist Ihnen erinnerlich, wie die
Bediensteten des
Recension in Ihrem Blatte über das „Dreieck“ gelautet hat?
geben überein¬
Bauer: Nein, ich kann das nicht auswendig lernen.
riedmann Dr. Baumgarten: Nun, im „Extrablatt" steht, das
Ein Marqueur
Werk soll der Erstling eines Anfängers sein. Es zeigt aber
hört, wie Herrn
solche Bühnenkenntnis und Routine, daß man es für das eines
cht hineinmischen.
erfahrenen Autors halten kann. — Bauer: Ich habe
klärt, gesehen
Friedmann nicht protegirt, obzwar dies von mir behauptet
jetzt immer in
wurde. Ich habe von Seite des Herrn Kraus ganz andere
der Nähe stand
Angriffe zu erdulden gehabt und habe stillgeschwiegen. Die
er vom „Café
erste Nummer der „Fackel“ war einzig meiner Person ge¬
der sogenannten
widmet und ich ward gleichsam an allen Straßenecken plaka¬
auftragt wurde
tirt. Einzig und allein sind diese Angriffe erfolgt, um ein
bends telephonirt Geschäft zu machen. (Diese Worte haben stürmische Oho¬
die Frage des rufe im Auditorium zur Folge.) Bauer (laut): Ich wieder¬
dann von
hole, einzig um ein Geschäft zu machen. (Erneute Ohorufe.)
dies der Zeuge
— Auf die Frage Dr. Neu das sagt Bauer, er habe
Uhr Nachmittags
Friedmann nicht in die Literatur einge¬
führt. (Heiterkeit.) — Staatsanwalt zu Fried¬
Dr. Baum¬
mann: Wie können Sie dann zu Fränkl sagen: „Der
fragen hat heute
Bauer wartet schon auf das Resultat“. — Friedmann:
ertheimer
Ich habe Fränkel Manches gesagt was
ben, mitzugehen,
nicht wahr war, weil ich wußte, er
gling“ zugerufen
kehrt mit Kraus.
der Dr. Wert¬
Dr. Baumgarten (zu Bauer): Warum haben
Angeboten und ist
Sie später doch den Bericht aufgenommen, den Fried¬
r spricht sich da¬
mann schrieb — Bauer: Ich bitte, man nimmt ja
unter Anklage
auch einen Bericht über einen Mord.
Dr. Baum¬
gab.
garten: Ja, aber doch nicht vom Mörder!
für der „Neuen
(Stürmische Heiterkeit.) Damit war die Vernehmung Bauer's,
als Alibizeuge dessen theatralische Haltung während seiner Vernehmung den
daß er mehrmals
komischesten Eindruck machte, beendigt und es wurde nun
Pährend die An¬
Hermann Bahr einvernommen.
n beim Mozart¬
Derselbe, 35 Jahre alt, zu Linz geboren, confessions¬
kam, worauf e
los Herausgeber der „Zeit", gibt an, er sei wegen Wache¬
Baumfeld, beleidigung mit 25 fl. und wegen eines groben
Café Glattauer
Briefes, an Kraus gerichtet, zu 5 fl. vorbestraft.
Richter: Sie sollen, Herr Zeuge, dem Angeklagten
stellername Felix
Friedmann gerathen haben, Herrn Kraus als Ant¬
raft. Er habe
wort auf seinen Artikel zu prügeln? — Bahr: Das
geohrfeigt.
Gegentheil ist wahr. Ich habe, als Friedmann ganz
Kraus stets verzweifelt zu mir kam, gesagt: Hier gibt's nichts Anderes,
aus in Hietzing
als ein neues Stück schreiben und dieses
achts.
Stück besser zu machen. (Heiterkeit.) Ich stehe
s den Antrag
hier persönlich immer auf dem Standpunkte der
dieser über den ritterlichen Satisfaction. An der war hier nicht
Der Antrag wird zu denken. Friedmann erwiderte auch, daran
sagt aus, er denke ich nicht (Heiterkeit), ich muß ihn orfeigen. Ich
und Hirsch, antwortete ihm: Lieber Friedmann, seien Sie nur
gesehen. Auf der ein einzigesmal originell in Ihrem
etzt wird Leben. Man wird einfach sagen, Sie haben es Salten
jedoch zu, daß nachgemacht. Bedenken Sie doch auch, welche Riesenreclame
in's Kaffeehaus Sie diesem Menschen machen. Friedmann aber ließ sich
saumgarten nicht besänftigen. Ich stellte ihm vor, daß ich seit Jahren von
Hirschfeld zwei Menschen in Wien, von Ehrenfeld in der „Gesell¬
Dr. Baum¬
schaft“ und von Kraus angegriffen wurde und dabei
tig, weil daraus
Carrière gemacht habe. Es war umsonst.
von allen
Dr. Baumgarten: Herr Richter, ich bitte, mir
tes unter
eine Frage an Herrn Bahr zu gestatten, was er über die
Begabung des Oskar Friedmann denke. Der

Schwachsinnes unter Vormundschaft gestellt wird. Das
steht nicht in der „Wiener Zeitung", es ist dies eine Fälschung.
Kraus: Ich protestire gegen diesen Vorwurf. So steht
es in den Acten, die mir zur Verfügung standen, und so hat
die „Wiener Zeitung“ den Text nicht richtig wiedergegeben. —
Dr. Baumgarten stellt nunmehr noch Anträge auf Ver¬
jesung des Artikels der „Fackel“, welcher das Ganze ver¬
schuldete.
Der Gerichtshof lehnte jedoch diesen Antrag ab, worauf
das Beweisverfahren geschlossen wurde
Der staatsanwaltliche Functionär Dr. Felix führte
nun aus: Das der heutigen Verhandlung anwohnende
Publikum ist ein wesentlich anderes, als es sonst diese Räume
zu bevölkern pflegt. Aber auch die Angeklagten gehören einer
hier ungewohnten Classe an. Sonst sind wir gewohnt, hier
Angeklagte zu sehen, rohe, ungebildete Leute, welches dieses
Delict begangen haben, aus Lust an der Brutalität. Heute er¬
scheinen hier Männer der Feder, Literaten, die berufen sein
sollen, die höchsten und heiligsten Güter der Menschheit zu
vertheidigen. Der Privatbetheiligte Kraus mag in seiner
Kritik des Stückes „Dreieck“ zu weit gegangen sein. Allein
eine solche Antwort, wie sie auf diese Kritik ertheilt wurde, ist nicht
zulässig. Der öffentliche Ankläger besprach sodann die That¬
sache, daß der Angeklagte Friedmann unter Vormundschaft
stehe, und ist der Ansicht, daß die Verhängung der Vormund¬
schaft wohl nur aus Rücksicht auf das große Vermögen, das
Friedmann ererbte, erfolgt ist.
Der öffentliche Ankläger beantragte schließlich für alle
Angeklagten die Verurtheilung zu einer Arreststrafe. Doctor
Baumgarten als Vertreter der Privatbetheiligten
plaidirte für Milde gegenüber Friedmann, der eigentlich
nicht der Hauptschuldige sei. Es sei festgestellt, daß Vor¬
besprechungen über die Affaire stattgefunden, und es liege des¬
halb seitens der übrigen Angeklagten stillschweigende Kund¬
gebung des Willens vor. Schließlich verlangt Dr. Baum¬
garten eine Krone Schmerzensgeld für
Kraus. — Dr. Neuda für Friedmann führte
aus, daß sein Client in der maßlosen Aufregung, in die ihn
der Artikel versetzt hatte, nicht anders handeln konnte. Für
gewisse Anwürfe gebe es im „Volksbewußtsein", kein anderes
Mittel, als das hier angewendete.
Hierauf ergriff Dr. Baumgarten nochmals das
Wort, um darauf zu verweisen, daß verschiedene Tagesblätter
in ihrer Kritik des „Dreieck“ schrieben, das Stück sei eine
Probe für den „gesunden Menschenverstand". Kraus war
also durchaus nicht der Erste, der die Vormundschaft des
Friedmann mit dem „Dreieck“ in causalen Zusammen¬
hang brachte.
Der Richter GRS. Dr. Fröhlich verkündete sodann
das bereits oben erwähnte Urtheil.
Friedmann wurde schuldig erkannt nach § 411
Kahane und Handl der §§ 5 und 411, also der Mit¬
schuld, ebenso Adler der Mitschuld an der Uebertretung.
Bei Friedmann wurden als erschwerend
angenommen die Vorbereitungen zur That, als mildernd unter
Anderem der Umstand, daß er krankhafte Anlagen
besitze; bei Adler erschwerend die umfassenden Vor¬
bereitungen und der Umstand, daß er eigentlich das Attentat
ermöglichte.
Der öffentliche Ankläger meldete bezüglich des Frei¬
spruches des Stößler und des Strafausmaßes bei
Handl und Kahane die Berufung an.
Dr. Neuda berief gegen das Strafausmaß be¬
Friedmann, die übrigen Vertheidiger theils puncto
Schuld allein, theils puncto Schuld und Strafe.