13. Miscellaneous
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chen gesteuert werden? Die „Neue Freie Presse soll bei der letzten
Gelegenheit gegen 2400 Kronen in die Debatte gezogen haben.
Kahlkopf. Von dem Verschleißer eines Haarwuchsmittels erhalte
ich — in gedrucktem Zirkular — das folgende Angebot : „Löbliche
Redaktion! Erlaube mir mit diesem anzufragen, für welchen Preis Sie
mir die nebenstehende Empfehlung in Ihrem geschätzten Blatte ver¬
öffentlichen möchten. Wollen gefälligst die Preise für einmalige Ein¬
schaltung und bei Wiederholungen, wöchentlich, monatlich, viertel, halb¬
und ganzjährig angeben. Bitte auch die Zahlungsbedingungen anzugeben.
Diese Empfehlung wünsche ich im redaktionellen Teile
zwischen die Zeitungsartikeln (freilich ohne Umrahmung), weil es
nicht wie ein Inserat, sondern nur wie eine Empfehlung
aussieht. Ersuche dieses gleich in die folgende Nummer einzureihen.
Bitte auch um die Mitteilung, welchen Preis Sie mir bestimmen, wenn
ich diese Empfehlung gleichzeitig im redaktionellen, sowie auch im
Inseratenteile eingeschaltet wünsche und zwar auf der ersten Seite, so
daß es in jeder Nummer zweimal angeführt ist. Erbitte mir die denk¬
barst niedrigsten Preise, denn ich bin entschlossen, ganzjährig zu inserieren.
Hoffe, daß mir die Preise, sowie Bedingungen günstig gestellt werden,
worauf ich dann Ihr steter Kunde bleibe, denn mein Geschäft ist gut
eingeführt, erfreut sich allgemeinen Wohlwollens und hat eine große
Zukunft zu erwarten. Belegnummern erwünsche ich mir nach Erscheinen
jeder Nummer. Nach Übersehen verteile ich diese in die umliegenden
Gasthäuser und gebe sie auch Jedem, der sich fürs Lesen interessiert,
und damit mache ich Ihnen nicht nur Reklame, sondern auch Ihrem
Blatte große Bekanntschaft. Auf baldige und günstige Rückäußerung
wartend, zeichne ich hochachtungsvoll. — Der Mann hat sich
offenbar durch die Betrachtung über den kosmetischen Schwindel in
Nr. 156 der Fackel zu diesem ehrbaren Antrag ermutigt gefühlt,
Literat. In der „Literarischen Praxis veröffentlichte kürzlich der
österreichische Schriftsteller Roda Roda die folgende Verwahrung: Ihre
sehr gesch. Nr. vom 1. d. M. enthält einen Artikel „Österreichische
Schriftstellermisère, den ich ausdrücklich widerlegen will, wiewohl jedem
halbwegs Kundigen das Nichtzutreffende in des Herrn Autors Aus¬
führungen ohnehin in die Augen sticht. Zunächst ist es wohl augen¬
scheinlich unrichtig, daß „die Norddeutschen auf die süddeutsche und
da namentlich auf die Wiener Literatur mit scheelem Blicke sähen.
Namen wie Artur Schnitzler, Hofmannsthal, Peter Altenberg, Paul
Busson, (Wiener, Hugo Salus und Gustav Meyrink (Prager) widerlegen
die ungeheuerliche Behauptung durch ihren guten Klang, der auch in
Norddeutschland allenthalben Sympathien auslöst. Diese und andere
Österreicher werden dafür sorgen, daß der österreichische Sangesfrühling
(wie der Herr Verfasser befürchtet nicht doch noch erstickt werde. Von
einem Vorurteil der Kritik gegen Österreicher zu reden, ist angesichts der Er¬
folge der eben genannten Autoren nichts als widersinnig. Es ist auch
nicht wahr, daß wir in Österreich keine gute Verlagsanstalt haben. Ich
erinnere an die Österreichische Verlagsanstalt, den Wiener Verlag, die
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chen gesteuert werden? Die „Neue Freie Presse soll bei der letzten
Gelegenheit gegen 2400 Kronen in die Debatte gezogen haben.
Kahlkopf. Von dem Verschleißer eines Haarwuchsmittels erhalte
ich — in gedrucktem Zirkular — das folgende Angebot : „Löbliche
Redaktion! Erlaube mir mit diesem anzufragen, für welchen Preis Sie
mir die nebenstehende Empfehlung in Ihrem geschätzten Blatte ver¬
öffentlichen möchten. Wollen gefälligst die Preise für einmalige Ein¬
schaltung und bei Wiederholungen, wöchentlich, monatlich, viertel, halb¬
und ganzjährig angeben. Bitte auch die Zahlungsbedingungen anzugeben.
Diese Empfehlung wünsche ich im redaktionellen Teile
zwischen die Zeitungsartikeln (freilich ohne Umrahmung), weil es
nicht wie ein Inserat, sondern nur wie eine Empfehlung
aussieht. Ersuche dieses gleich in die folgende Nummer einzureihen.
Bitte auch um die Mitteilung, welchen Preis Sie mir bestimmen, wenn
ich diese Empfehlung gleichzeitig im redaktionellen, sowie auch im
Inseratenteile eingeschaltet wünsche und zwar auf der ersten Seite, so
daß es in jeder Nummer zweimal angeführt ist. Erbitte mir die denk¬
barst niedrigsten Preise, denn ich bin entschlossen, ganzjährig zu inserieren.
Hoffe, daß mir die Preise, sowie Bedingungen günstig gestellt werden,
worauf ich dann Ihr steter Kunde bleibe, denn mein Geschäft ist gut
eingeführt, erfreut sich allgemeinen Wohlwollens und hat eine große
Zukunft zu erwarten. Belegnummern erwünsche ich mir nach Erscheinen
jeder Nummer. Nach Übersehen verteile ich diese in die umliegenden
Gasthäuser und gebe sie auch Jedem, der sich fürs Lesen interessiert,
und damit mache ich Ihnen nicht nur Reklame, sondern auch Ihrem
Blatte große Bekanntschaft. Auf baldige und günstige Rückäußerung
wartend, zeichne ich hochachtungsvoll. — Der Mann hat sich
offenbar durch die Betrachtung über den kosmetischen Schwindel in
Nr. 156 der Fackel zu diesem ehrbaren Antrag ermutigt gefühlt,
Literat. In der „Literarischen Praxis veröffentlichte kürzlich der
österreichische Schriftsteller Roda Roda die folgende Verwahrung: Ihre
sehr gesch. Nr. vom 1. d. M. enthält einen Artikel „Österreichische
Schriftstellermisère, den ich ausdrücklich widerlegen will, wiewohl jedem
halbwegs Kundigen das Nichtzutreffende in des Herrn Autors Aus¬
führungen ohnehin in die Augen sticht. Zunächst ist es wohl augen¬
scheinlich unrichtig, daß „die Norddeutschen auf die süddeutsche und
da namentlich auf die Wiener Literatur mit scheelem Blicke sähen.
Namen wie Artur Schnitzler, Hofmannsthal, Peter Altenberg, Paul
Busson, (Wiener, Hugo Salus und Gustav Meyrink (Prager) widerlegen
die ungeheuerliche Behauptung durch ihren guten Klang, der auch in
Norddeutschland allenthalben Sympathien auslöst. Diese und andere
Österreicher werden dafür sorgen, daß der österreichische Sangesfrühling
(wie der Herr Verfasser befürchtet nicht doch noch erstickt werde. Von
einem Vorurteil der Kritik gegen Österreicher zu reden, ist angesichts der Er¬
folge der eben genannten Autoren nichts als widersinnig. Es ist auch
nicht wahr, daß wir in Österreich keine gute Verlagsanstalt haben. Ich
erinnere an die Österreichische Verlagsanstalt, den Wiener Verlag, die