VII, Verschiedenes 13, undatiert, Seite 170

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Mittwoch,
Theater und Kunst.
Julius Bittner über das Kunstamt.
In Angelegenheit des Kunstamtes wurde
schon seinerzeit des öftern der Name Doktor
Julius Bittner genannt. Wir konnten
schon damals die Ansicht des geschätzten
Komponisten in dieser Frage kennen lernen
und wollen ihm selbst das Wort gönnen:
„Ich will Ruhe," sagte Bittner, „Ruhe
und sonst nichts. Ich weiß sehr wohl, daß
man hier und dort meinen Namen mit dem
Kunstant in Verbindung gebracht hat, ich
habe aber keineswegs die Absicht, die Leitung
eines solchen zu übernehmen. Allerdings
halte ich die Gründung dieses Amtes für un¬
erläßlich und wir werden auch früher oder
später an seine Installierung schreiten müssen.
Momentan freilich gibt es Wichtigeres zu
tun, und der Lebensmittelfrage gegenüber
muß natürlich die Kunst in den Hintergrund
treten. Die Autoren, und um diese handelt
es sich ja vor allem, stehen ohne jeden recht¬
lichen Schuh da. Sie sind jeglicher Aus¬
deutung völlig preisgegeben und haben keiner¬
lei Handhabe, sich gegen die diversen Ver¬
triebe zu schützen. Diesen Zustand der Recht¬
losigkeit muß energisch ein Ende gemacht
werden, vor allem durch Schaffung eines
neuen Urheberrechtes. Unser Urheberrecht ist
längst veraltet und muß unbedingt, und zwar
nach Muster des französischen Rechtes, neu
geschrieben werden. Es ist keine Kleinigkeit,
um die es sich da handelt, denn unsere schaf¬
senden Künstler sind ja doch das einzige
Kapital über das wir verfügen, ihre Arbeit
bedeutet für uns Francs, Mark und viel¬
leicht sogar Dollars. Es wird ein rechtlicher
Statut zustande kommen müssen, der aus¬
schließen soll, daß in Hinkunft im Auslande
Werke heimischer Künstler gespielt werden,
ohne daß diesen auch nur ein Heller an
Tantiemen bezahlt wird. So spielten.
während des Krieges Schnitzler in
Paris, Schönherr in Japan,
mann in Amerika und Oskar Straus
in London. Alles gratis. Solchem Unfug
aber kann nur eine Behörde, ein Amt ein
Ende bereiten. Das bisherige sagt schon, daß
dieses Amt aus Künstlern und Juristen unter
Leitung eines Künstlers zusammengesetzt
sein muß. Es wird gewiß schwer sein, einen
solchen zu finden, einen Künstler und ganzen
Menschen, aber man muß es eben versuchen.
Auch Minister sind oft und oft gewechselt
worden. Wenn man aber den geeigneten
Mann gesunden hat, dann wird der neue
Organismus segensreich arbeiten und an die
Lösung seiner großen Aufgaben — vor
allem: Förderung werdender junger Künst¬
er schreiten können. Und unsere Künstler
wieder werden ruhig arbeiten, da sie wissen
werden, daß es eine Stelle gibt, die sie vor
jeder Ausbeutung schützen kann und auch zu
will ist. So stelle ich mir ungefähr
sendung des neuen Kunstances vor.