13. Miscellaneous
box 44/10
heute ab noch drei Monate, Reform der Irrenpflege vor, so daß die Landesanstalten
Die oberste Leitung beider Anfunden bester veran¬
m Erlangung der Autorisation
einzig in ganz Oesterreich dastehen werden. Die Geistes österreichische Landesausschuß. Soll die Verschiebung der
Nachdruck verboten.
Das ist die berühmte Objectivität, die andere Lieblings¬
Singen gebracht! Die Sinnlichkeit der Erotik spielt also
phrase der Modernen. Daß sie bald genug eine Grenze
als Motiv der Kunst nur die gleiche Rolle wie jeder
elte Kunst.
findet, erkenne man an Zola, der immer mehr zum phan¬
andere Erreger. Wenn der eine als Erotiker künstlert,
tastischen Tendenzraisonneur entartet, und im Grunde
so thut es der andere aus Idealität. Milton sah sich
Karl Beibtreu.
sind auch Tolstoi, Ibsen, Björnson die subjectivsten Ideo¬
vom Puritanismus geradeso zum Dichten erregt, wie
III. *)
logen. Für die wahre Objectivität, die allerdings den
Maupassant von einer Cocotte. Deshalb sprach man
naiven als beschränkten, völlig
Dichter und auch den bildenden Künstler schmücken soll,
früher ausdrücklich von „Erotikern", wie Anakreon, Hafiz
ja, die sogar untrennbar von allem künstlerischen Hervor¬
der Kunst zeigt sich auch Berg
u. s. w., um den Seelenzustand zu bezeichnen, der die
heil seines Werkes ist dem Ver
bringen, — braucht doch auch der Musiker die Disharmonie,
Kunst schließlich nur zum Ausdruck sinnlichen Wohllebens
um zur Harmonie zu gelangen! — wäre nun allerdings
Sinnlichkeit als unzertrennlich mißbraucht. Dem Judenliteratenthum aber, dem wahren
sinn hat die neue naturwissen¬
Shakespeare das ewige Vorbild, dessen Schöpfergeist wie
fin de siècle, blieb es vorbehalten, dies für den einzig
führt, indem sie wie gewöhnlich
die Sonne scheint auf Gerechte und Ungerechte. Aber es
richtigen Normalzustand der Kunst zu erklären und Sinn¬
nahm. Weil dort Singen und
ist thöricht, ihn in seinen Gestalten suchen zu wollen: er
lichkeit mit Kunstbegabung zu identificiren. Um den Un¬
d der Liebeszeit erscheinen, soll
ist ebensowenig ein Stück Jago wie ein Stück Othello
sinn auf die Spitze zu treiben, insinuirt Berg sogar,
strieb lediglich aus der Erotik
gewesen, ja nicht einmal all seine Gestalten zusammen sind
daß man in kunstgebildeten Kreisen immer am meisten
„liebe". O ja, Böseaner, Weinreisende, Baron Mikosche der Shakespeare, der unsterblich und ewig währt. Son¬
hluß durch Verwechselung der
sind ungeheuer gebildet! Als die raffinirteste Verderb= dern der steht deutlich genug hinter und über seinen
Figuren! Und hier erkennen wir, worauf denn die eigent¬
in nicht mal historischer Prüfung
niß in England herrschte, decretirte die Aesthetik der
stanfänge der Barbaren fallen
liche Größe und das Wesen der wahren Kunst beruht.
Stuart=Cavaliere, daß Shakespeare ein ärmlicher Tropf
oder kriegerischen Erregun¬
Denn käme es aufs bloße Gestalten, auf die Fülle des
neben dem großen Zotenreißer Wycherley sei. Nein, um¬
espoesie ist niemals primär. Im
handelnden Weltbildes an, dann würden homerische Fa¬
gekehrt: die deutsche Classikerperiode stieg aus dem sitten¬
runstzeit meist die einzige Er¬
bulirer wie Walter Scott ja Shakespeare nicht nach¬
strengen Bürgerthum der Kleinstaaten auf und die grie¬
geht natürlich nur aus gesteigerter
stehen, und sogar Tiefe der Charakteristik, ja Glanz ein¬
chische oder britische Sittlichkeit stand nie höher, als zur
fühls hervor. Beim Menschen
zelner Scenen, sind in den besten Erzeugnissen Zolas
Zeit ihrer Tragiker. Als man „Tristan und Isolde sang,
oder der russischen Romanciers kaum geringer. Nein,
Leidenschaften wie Haß, Rache, war dies nur ein Theil der mittelhochdeutschen Dichtung:
es ist die zusammenhaltende Weltanschauung, das seher¬
nuth eine ebenso große Stärke, was aber haben Wolfram v. Eschenbach und vollends
it indignatio versum sehr oft zu¬
hafte Verständniß für alle Vorgänge und Leidenschaften,
das Nibelungenlied mit der Erotik zu schaffen
die Verknüpfung von Schuld und Sühne, Freiheit und
üstung zum Dichter machen kann,
Geradeso kindisch wie obige These ist aber die andere
Unfreiheit des Willens, die in tausend Formen ge¬
sterung für die höchsten Güter: daß der Künstler überhaupt jenseits aller Moral stehe,
Vaterland — freilich Dinge, die
predigte Nemesis, was den wahren großen Dichter Shake¬
daß daher, wie Berg ausführt, der Dichter oder Darstellen
gen. Dafür kann er sich wenig
separe über alle blos äußerliche „Kunst" erhebt. Mit
eines Jago selbst gleichsam ein Stück Schurke sein müsse,
der realistischen Lebensabspiegelung an sich ist es also
, dem Geld, begeistern lassen,
Will man in diesem Gallimathias einen Sinn suchen,
keineswegs gethan, und die bloße gestaltende Objectivität
manchen jüdischen Literaten zum
so wäre es die Selbstverständlichkeit, daß der Künstler
macht so wenig das geistige Schaffen aus, wie die Un¬
als Wiederspiegler der Natur Schön und Häßlich, Gut
der „Deutschen Zeitung" Nr. 10594
und Böse, mit gleich liebevoller Sorgfalt umfassen müsse. Sinnenfreude. Die ganze Alderheit des Dogmas
box 44/10
heute ab noch drei Monate, Reform der Irrenpflege vor, so daß die Landesanstalten
Die oberste Leitung beider Anfunden bester veran¬
m Erlangung der Autorisation
einzig in ganz Oesterreich dastehen werden. Die Geistes österreichische Landesausschuß. Soll die Verschiebung der
Nachdruck verboten.
Das ist die berühmte Objectivität, die andere Lieblings¬
Singen gebracht! Die Sinnlichkeit der Erotik spielt also
phrase der Modernen. Daß sie bald genug eine Grenze
als Motiv der Kunst nur die gleiche Rolle wie jeder
elte Kunst.
findet, erkenne man an Zola, der immer mehr zum phan¬
andere Erreger. Wenn der eine als Erotiker künstlert,
tastischen Tendenzraisonneur entartet, und im Grunde
so thut es der andere aus Idealität. Milton sah sich
Karl Beibtreu.
sind auch Tolstoi, Ibsen, Björnson die subjectivsten Ideo¬
vom Puritanismus geradeso zum Dichten erregt, wie
III. *)
logen. Für die wahre Objectivität, die allerdings den
Maupassant von einer Cocotte. Deshalb sprach man
naiven als beschränkten, völlig
Dichter und auch den bildenden Künstler schmücken soll,
früher ausdrücklich von „Erotikern", wie Anakreon, Hafiz
ja, die sogar untrennbar von allem künstlerischen Hervor¬
der Kunst zeigt sich auch Berg
u. s. w., um den Seelenzustand zu bezeichnen, der die
heil seines Werkes ist dem Ver
bringen, — braucht doch auch der Musiker die Disharmonie,
Kunst schließlich nur zum Ausdruck sinnlichen Wohllebens
um zur Harmonie zu gelangen! — wäre nun allerdings
Sinnlichkeit als unzertrennlich mißbraucht. Dem Judenliteratenthum aber, dem wahren
sinn hat die neue naturwissen¬
Shakespeare das ewige Vorbild, dessen Schöpfergeist wie
fin de siècle, blieb es vorbehalten, dies für den einzig
führt, indem sie wie gewöhnlich
die Sonne scheint auf Gerechte und Ungerechte. Aber es
richtigen Normalzustand der Kunst zu erklären und Sinn¬
nahm. Weil dort Singen und
ist thöricht, ihn in seinen Gestalten suchen zu wollen: er
lichkeit mit Kunstbegabung zu identificiren. Um den Un¬
d der Liebeszeit erscheinen, soll
ist ebensowenig ein Stück Jago wie ein Stück Othello
sinn auf die Spitze zu treiben, insinuirt Berg sogar,
strieb lediglich aus der Erotik
gewesen, ja nicht einmal all seine Gestalten zusammen sind
daß man in kunstgebildeten Kreisen immer am meisten
„liebe". O ja, Böseaner, Weinreisende, Baron Mikosche der Shakespeare, der unsterblich und ewig währt. Son¬
hluß durch Verwechselung der
sind ungeheuer gebildet! Als die raffinirteste Verderb= dern der steht deutlich genug hinter und über seinen
Figuren! Und hier erkennen wir, worauf denn die eigent¬
in nicht mal historischer Prüfung
niß in England herrschte, decretirte die Aesthetik der
stanfänge der Barbaren fallen
liche Größe und das Wesen der wahren Kunst beruht.
Stuart=Cavaliere, daß Shakespeare ein ärmlicher Tropf
oder kriegerischen Erregun¬
Denn käme es aufs bloße Gestalten, auf die Fülle des
neben dem großen Zotenreißer Wycherley sei. Nein, um¬
espoesie ist niemals primär. Im
handelnden Weltbildes an, dann würden homerische Fa¬
gekehrt: die deutsche Classikerperiode stieg aus dem sitten¬
runstzeit meist die einzige Er¬
bulirer wie Walter Scott ja Shakespeare nicht nach¬
strengen Bürgerthum der Kleinstaaten auf und die grie¬
geht natürlich nur aus gesteigerter
stehen, und sogar Tiefe der Charakteristik, ja Glanz ein¬
chische oder britische Sittlichkeit stand nie höher, als zur
fühls hervor. Beim Menschen
zelner Scenen, sind in den besten Erzeugnissen Zolas
Zeit ihrer Tragiker. Als man „Tristan und Isolde sang,
oder der russischen Romanciers kaum geringer. Nein,
Leidenschaften wie Haß, Rache, war dies nur ein Theil der mittelhochdeutschen Dichtung:
es ist die zusammenhaltende Weltanschauung, das seher¬
nuth eine ebenso große Stärke, was aber haben Wolfram v. Eschenbach und vollends
it indignatio versum sehr oft zu¬
hafte Verständniß für alle Vorgänge und Leidenschaften,
das Nibelungenlied mit der Erotik zu schaffen
die Verknüpfung von Schuld und Sühne, Freiheit und
üstung zum Dichter machen kann,
Geradeso kindisch wie obige These ist aber die andere
Unfreiheit des Willens, die in tausend Formen ge¬
sterung für die höchsten Güter: daß der Künstler überhaupt jenseits aller Moral stehe,
Vaterland — freilich Dinge, die
predigte Nemesis, was den wahren großen Dichter Shake¬
daß daher, wie Berg ausführt, der Dichter oder Darstellen
gen. Dafür kann er sich wenig
separe über alle blos äußerliche „Kunst" erhebt. Mit
eines Jago selbst gleichsam ein Stück Schurke sein müsse,
der realistischen Lebensabspiegelung an sich ist es also
, dem Geld, begeistern lassen,
Will man in diesem Gallimathias einen Sinn suchen,
keineswegs gethan, und die bloße gestaltende Objectivität
manchen jüdischen Literaten zum
so wäre es die Selbstverständlichkeit, daß der Künstler
macht so wenig das geistige Schaffen aus, wie die Un¬
als Wiederspiegler der Natur Schön und Häßlich, Gut
der „Deutschen Zeitung" Nr. 10594
und Böse, mit gleich liebevoller Sorgfalt umfassen müsse. Sinnenfreude. Die ganze Alderheit des Dogmas