VII, Verschiedenes 13, undatiert, Seite 193

13. Miscellaneous
bo 44/10
ward beherrscht von engbrüstigem Epigonenthum theils ebenso die schlauen Specula
si, ohne
Masch. Letzterer, wohl sicher
der Indianergeschichte, beherrscht er wie Wenige, viel¬
Schillerscher, theils Goethescher Observanz. Ersteres
aus der arischen Beimischung
ließen.
leicht wie Keiner. Mit markiger Faust läßt er seine waffen¬
schwelgte im Jambendrama und pathetisch-sentimentalen
Kraft, bewies aber bald in tro
ne.
rasselnden Jambenskelette tranzen und zwingt selbst Wider¬
Professorenroman, der von der Historie nur das Kleid
die geile Erotik jüdischer P¬
seither willige in den Bann seines ungestümen Radaus. Ist der
borgte, und kommt für die wahre Geschichte der Literatur
führt. Der echte Germane
ten Un¬
Spectakel vorüber, reibt man sich die Augen und lacht
ebensowenig in Betracht, wie die Tendenzschriftstellerei
Wirklichkeitsnaturalismus von
es fehlt über den Spuk. Alles eitel Blendwerk. Von Charakteristik
der Gutzkow, Spielhagen und ihrer Ableger. Letzteres
als
fehlen in diesen Costümstücken, ob
nun die Karo¬
aber, das Goetheisirende Künstlerthum, das mit dem nographie, indem er mit ken
milden Volksbilder versittlich
linger aus der Modergruft beschwören oder an unseren
wahren Goethe blutwenig gemein hat, pflegte die psycho¬
schätzen, wie das heute Mode
nendes
Phrasenpatriotismus mit Hohenzollern=Verherrlichung
logische Erzählung mit viel Feinheit und poetischem
denn der große Stil, selbst
animirt.
appelliren, die leisesten Ansätze. Wo Dietrich Quitzow
Schmelz, ohne jedoch irgendwie die Sphäre höherer Poesie
nicht, an die großen Russen
funde
sich einmal charakterisiren will, da sagt er „Quatschkopf
auch nur zu streifen. Von der Selbstgefälligkeit dieser
selbst Dostojewskis „Raskolni
ielleicht
oder sonst schöne Berlinismen, der Mensch selbst bleibt
alten Herren, die sich später über den Größenwahn der
wirklich
ein äußerliches Schemen wie zuvor. Im „König Hein¬
„Jüngsten“ weidlich entrüsteteten, kann man sich heute „Macheth“. Wohl aber wird
gänglichem Gedächtniß mit E
bar,
rich, wohl dem geistig am wenigsten unzulänglichen Er¬
keinen Begriff mehr machen. Die jüdische Eitelkeit Auer¬
man sein, „Viertes Gebot,
er alles
zeugniß des großen Bühnenmeisters, verausgabt sich alle
bachs wurde sprichwörtlich, sehr mit Unrecht, denn der
und mehrfach bedenklich pap-
senband
Energie in den ersten beiden Acten, in „Heinrichs Ge¬
wahnsinnige Dünkel eines Freytag, Heyse, Scheffel,
manns zweifellos nachemp¬
Sachen
schlecht“ desgleichen, im „Marlowe, dem einzigen echt¬
Keller äußerte sich nur minder naiv. Die pöbelhafte Grob¬
dort der reine naive Dichte
Gedichte tragischen Conflict, den er je — nach einer Novelle von
heit Gottfried Kellers war nur ein Ausfluß seines tollen
Barde jüdischer Salons, der
leben¬
Tieck — ergriff, versagt der entscheidende Schluß völlig
Selbstgefühls. Wie sollte er auch nicht, wenn man ihn,
Wenn also Oesterreich in jen
Tiefe
denn nichts ist wirklich durchdacht, innerlich miterlebt,
den hausbacken langweiligen Stilfeiler, ohneweiters zum
wo im Gegensatz zur Gelby
sondern alles nur bühnisch äußerlich gesehen. Wildenbruch
„Shakespeare der Novelle ernannte, wohl die frechste
verselei Stefan Milow u.
wie Voß könnten aus der wahren Literatur mit Haut und
Blasphemie, zu der sich Cliquenmarotte verstiegen hat.
walteten, Deutschland eher
feier¬
Haar verschwinden, und nicht ein Körnchen Echtes oder
Ganz gewiß werden einzelne „Meisterwerke dieser
freilich gestehen, daß es de
Witz¬
gar Neues ginge damit verloren. An einer Entwicklung
„Meister" ein Leckerbissen für Feinschmecker bleiben. Aber
epoche 1885 bis 1900 kein
der Literatur haben sie so wenig Antheil, wie alle älteren
und
gerade wenn man diese Sachen gebürend werthet, lernt
schenkte. Denn Hermann
sen für
Notoritäten der Goetheisirenden oder Schillerisch nach¬
man abschätzen, daß nie und nirgendwo eine neue Note hier
lutionär“ und nachheriger
nz un¬
posirenden Epigonenkunst.
anklang, daß sie sämmtlich nur ein Füllsel in einer an
nur eine komische Figur.
solcher,
Da merkte man schon eher etwas Eigenarti den
sich bedeutungslosen Epoche bedeuten. Nun wohl, mag
sprüngliche Stürmerei in
ühmten
Versuchen des heute verschollenen braven Antis niten
Localchauvinismus die erotische Glut und den denkeri¬
manche „große Sünde auf
Hans Herrig, dessen schwache lyrische Natur zwar jeder
Nein,
schen Schwung Hamerlings überschätzt haben, er vertrat
die „wider den heiligen Gei¬
pt eine
dramatischen Kraft entbehrte und der daher als an¬
doch allein noch den großen Stil. Das gleiche gilt
Und die angebliche Wiener
die Art
geblicher Dramatiker nur Melodramen hervorbrachte, dem
von F. v. Saar. Und auch im „Realistischen" ging Oester¬
Hofmannsthal und Genossen
aber wenigstens vornehme Ziele nach gedanklicher Richtung
I, vom
reich voran, obschon bezeichnenderweise Juden oder Juden¬
Berliner Saamen empor,
Als
vorschwebten, ein schwächliches Streben nach historischer
stämmlinge zuerst diese Pfade einschlugen, die dem ger¬
Symbolistik. Eine sonstige Wendung zum Besseren gab
Schiller,
manischen Naturell sonst so wenig behagen. Der kraft¬
sich eigentlich nur in Oesterreich kund, dem allzu be¬
eine
meiernde Hopfen (Halbösterreicher) erregte Hoffnungen,
in Stilscheidenen. Die ganze Epoche 1860 bis 1880 nämlich