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Miscellaneous
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ward beherrscht von engbrüstigem Epigonenthum theils ebenso die schlauen Speculanten Franzos und Sacher¬
errscht er wie Wenige, viel¬
Schillerscher, theils Goethescher Observanz. Ersteres
Masoch. Letzterer, wohl sicher halbslavischen Geblüts, sog
ger Faust läßt er seine waffen¬
schwelgte im Jambendrama und pathetisch-sentimentalen
aus der arischen Beimischung eine düstere, schwermüthige
Anzen und zwingt selbst Wider¬
Professorenroman, der von der Historie nur das Kleid
Kraft, bewies aber bald in traurigster Versumpfung, wozu
ungestümen Radaus. Ist der
borgte, und kommt für die wahre Geschichte der Literatur
die geile Erotik jüdischer Poesieauffassung unwandelbar
an sich die Augen und lacht
ebensowenig in Betracht, wie die Tendenzschriftstellerei
führt. Der echte Germane Anzengruber aber rettete den
Plendwerk. Von Charakteristik
der Gutzkow, Spielhagen und ihrer Ableger. Letzteres
Wirklichkeitsnaturalismus vor Versimpelung und Por¬
cken, ob sie nun die Karo¬
aber, das Goetheisirende Künstlerthum, das mit dem
nographie, indem er mit keuscher Strenge seine ernsten,
beschwören oder an unseren
wahren Goethe blutwenig gemein hat, pflegte die psycho¬
milden Volksbilder versittlichte. Auch ihn zu über¬
Hohenzollern=Verherrlichung
logische Erzählung mit viel Feinheit und poetischem
schätzen, wie das heute Mode ward, soll man sich hüten,
sätze. Wo Dietrich Quizon
Schmelz, ohne jedoch irgendwie die Sphäre höherer Poesie
denn der große Stil, selbst im Verismus, ist das noch
ill, da sagt er „Quatschkopf
auch nur zu streifen. Von der Selbstgefälligkeit dieser
nicht, an die großen Russen ragt er nicht hinan, und
sen, der Mensch selbst bleibt
alten Herren, die sich später über den Größenwahn der
selbst Dostojewskis „Raskolnikow" ist doch noch lange kein
se zuvor. Im „König Hein¬
„Jüngsten" weidlich entrüsteteten, kann man sich heute
„Macbeth“. Wohl aber wird man Anzengrubers unver¬
wenigsten unzulänglichen Er¬
keinen Begriff mehr machen. Die jüdische Eitelkeit Auer¬
gänglichem Gedächtniß mit Ehrfurcht gerecht werden, wenn
neisters, verausgabt sich alle
bachs wurde sprichwörtlich, sehr mit Unrecht, denn der
man sein „Viertes Gebot, trotz unbeholfener Technik
in Acten, in „Heinrichs Ge¬
wahnsinnige Dünkel eines Freytag, Heyse, Scheffel,
und mehrfach bedenklich papierener Sprache, mit Suder¬
Karlowe, dem einzigen echt¬
Keller äußerte sich nur minder naiv. Die pöbelhafte Grob¬
manns zweifellos nachempfundener „Ehre" vergleicht:
nach einer Novelle von
heit Gottfried Kellers nar nur ein Ausfluß seines tollen
dort der reine naive Dichter, hier der geleckte elegante
entscheidende Schluß völlig:
Selbstgefühls. Wie sollte er auch nicht, wenn man ihn,
Barde jüdischer Salons, der kokette Tendenzraisonneur.
chdacht, innerlich miterlebt.
den hausbacken langweiligen Stilfeiler, ohneweiters zum
Wenn also Oesterreich in jener Epoche, auch in der Lyrik,
ßerlich gesehen. Wildenbruch
„Shakespeare der Novelle ernannte, wohl die frechste wo im Gegensatz zur Gelbeigelein= und Butzenscheiben¬
ihren Literatur mit Haut und
Blasphemie, zu der sich tiquenmarotte verstiegen hat.
verselei Stefan Milow u. a. das Erbe Lenaus ver¬
ht ein Körnchen Echtes oder
Ganz gewiß werden einzelne „Meisterwerke
dieser walteten, Deutschland eher voranschritt, so muß man
ren. An einer Entwicklung
„Meister" ein Leckerbissen für Feinschmecker bleiben. Aber
freilich gestehen, daß es der nun folgenden Doppel¬
nig Antheil, wie alle älteren
gerade wenn man diese Sachen gebürend werthet, lernt
epoche 1885 bis 1900 keine wesentliche Bereicherung
den oder Schillerisch nach¬
man abschätzen, daß nie und nirgendwo eine neue Note hier
schenkte. Denn Hermann Bahr als „literarischer Revo¬
anklang, daß sie sämmtlich nur ein Füllsel in einer an
lutionär“ und nachheriger „Olympier“ ist doch wirklich
her etwas Eigenart i den
sich bedeutungslosen Epoche bedeuten. Nun wohl, mag
nur eine komische Figur. Seinen Esprit und seine ur¬
llenen braven Antis niten
Localchauvinismus die erotische Glut und den denkeri¬
sprüngliche Stürmerei in allen Ehren, hat er doch so
se lyrische Natur zwar jeder
schen Schwung Hamerlings überschätzt haben, er vertrat
manche „große Sünde auf dem Gewissen, daß man auch
se und der daher als an¬
doch allein noch den großen Stil. Das gleiche gilt
die „wider den heiligen Geist darunter vermuthen darf.
lodramen hervorbrachte, dem
von F. v. Saar. Und auch im „Realistischen" ging Oester¬
Und die angebliche Wiener Besonderheit der Schnitzler,
le nach gedanklicher Richtung
reich voran, obschon bezeichnenderweise Juden oder Juden¬
Hofmannsthal und Genossen wucherte doch nur aus dem
s Streben nach historischer
stämmlinge zuerst diese Pfade einschlugen, die dem ger¬
Berliner Samen empor, den das auserwählte Volk so
Wendung zum Besseren gab
manischen Naturell sonst so wenig behagen. Der kraft¬
reich kund, dem allzu be¬
meiernde Hopfen (Halbösterreicher erregte Hoffnungen,
de 1860 bis 1880 nämlich
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ward beherrscht von engbrüstigem Epigonenthum theils ebenso die schlauen Speculanten Franzos und Sacher¬
errscht er wie Wenige, viel¬
Schillerscher, theils Goethescher Observanz. Ersteres
Masoch. Letzterer, wohl sicher halbslavischen Geblüts, sog
ger Faust läßt er seine waffen¬
schwelgte im Jambendrama und pathetisch-sentimentalen
aus der arischen Beimischung eine düstere, schwermüthige
Anzen und zwingt selbst Wider¬
Professorenroman, der von der Historie nur das Kleid
Kraft, bewies aber bald in traurigster Versumpfung, wozu
ungestümen Radaus. Ist der
borgte, und kommt für die wahre Geschichte der Literatur
die geile Erotik jüdischer Poesieauffassung unwandelbar
an sich die Augen und lacht
ebensowenig in Betracht, wie die Tendenzschriftstellerei
führt. Der echte Germane Anzengruber aber rettete den
Plendwerk. Von Charakteristik
der Gutzkow, Spielhagen und ihrer Ableger. Letzteres
Wirklichkeitsnaturalismus vor Versimpelung und Por¬
cken, ob sie nun die Karo¬
aber, das Goetheisirende Künstlerthum, das mit dem
nographie, indem er mit keuscher Strenge seine ernsten,
beschwören oder an unseren
wahren Goethe blutwenig gemein hat, pflegte die psycho¬
milden Volksbilder versittlichte. Auch ihn zu über¬
Hohenzollern=Verherrlichung
logische Erzählung mit viel Feinheit und poetischem
schätzen, wie das heute Mode ward, soll man sich hüten,
sätze. Wo Dietrich Quizon
Schmelz, ohne jedoch irgendwie die Sphäre höherer Poesie
denn der große Stil, selbst im Verismus, ist das noch
ill, da sagt er „Quatschkopf
auch nur zu streifen. Von der Selbstgefälligkeit dieser
nicht, an die großen Russen ragt er nicht hinan, und
sen, der Mensch selbst bleibt
alten Herren, die sich später über den Größenwahn der
selbst Dostojewskis „Raskolnikow" ist doch noch lange kein
se zuvor. Im „König Hein¬
„Jüngsten" weidlich entrüsteteten, kann man sich heute
„Macbeth“. Wohl aber wird man Anzengrubers unver¬
wenigsten unzulänglichen Er¬
keinen Begriff mehr machen. Die jüdische Eitelkeit Auer¬
gänglichem Gedächtniß mit Ehrfurcht gerecht werden, wenn
neisters, verausgabt sich alle
bachs wurde sprichwörtlich, sehr mit Unrecht, denn der
man sein „Viertes Gebot, trotz unbeholfener Technik
in Acten, in „Heinrichs Ge¬
wahnsinnige Dünkel eines Freytag, Heyse, Scheffel,
und mehrfach bedenklich papierener Sprache, mit Suder¬
Karlowe, dem einzigen echt¬
Keller äußerte sich nur minder naiv. Die pöbelhafte Grob¬
manns zweifellos nachempfundener „Ehre" vergleicht:
nach einer Novelle von
heit Gottfried Kellers nar nur ein Ausfluß seines tollen
dort der reine naive Dichter, hier der geleckte elegante
entscheidende Schluß völlig:
Selbstgefühls. Wie sollte er auch nicht, wenn man ihn,
Barde jüdischer Salons, der kokette Tendenzraisonneur.
chdacht, innerlich miterlebt.
den hausbacken langweiligen Stilfeiler, ohneweiters zum
Wenn also Oesterreich in jener Epoche, auch in der Lyrik,
ßerlich gesehen. Wildenbruch
„Shakespeare der Novelle ernannte, wohl die frechste wo im Gegensatz zur Gelbeigelein= und Butzenscheiben¬
ihren Literatur mit Haut und
Blasphemie, zu der sich tiquenmarotte verstiegen hat.
verselei Stefan Milow u. a. das Erbe Lenaus ver¬
ht ein Körnchen Echtes oder
Ganz gewiß werden einzelne „Meisterwerke
dieser walteten, Deutschland eher voranschritt, so muß man
ren. An einer Entwicklung
„Meister" ein Leckerbissen für Feinschmecker bleiben. Aber
freilich gestehen, daß es der nun folgenden Doppel¬
nig Antheil, wie alle älteren
gerade wenn man diese Sachen gebürend werthet, lernt
epoche 1885 bis 1900 keine wesentliche Bereicherung
den oder Schillerisch nach¬
man abschätzen, daß nie und nirgendwo eine neue Note hier
schenkte. Denn Hermann Bahr als „literarischer Revo¬
anklang, daß sie sämmtlich nur ein Füllsel in einer an
lutionär“ und nachheriger „Olympier“ ist doch wirklich
her etwas Eigenart i den
sich bedeutungslosen Epoche bedeuten. Nun wohl, mag
nur eine komische Figur. Seinen Esprit und seine ur¬
llenen braven Antis niten
Localchauvinismus die erotische Glut und den denkeri¬
sprüngliche Stürmerei in allen Ehren, hat er doch so
se lyrische Natur zwar jeder
schen Schwung Hamerlings überschätzt haben, er vertrat
manche „große Sünde auf dem Gewissen, daß man auch
se und der daher als an¬
doch allein noch den großen Stil. Das gleiche gilt
die „wider den heiligen Geist darunter vermuthen darf.
lodramen hervorbrachte, dem
von F. v. Saar. Und auch im „Realistischen" ging Oester¬
Und die angebliche Wiener Besonderheit der Schnitzler,
le nach gedanklicher Richtung
reich voran, obschon bezeichnenderweise Juden oder Juden¬
Hofmannsthal und Genossen wucherte doch nur aus dem
s Streben nach historischer
stämmlinge zuerst diese Pfade einschlugen, die dem ger¬
Berliner Samen empor, den das auserwählte Volk so
Wendung zum Besseren gab
manischen Naturell sonst so wenig behagen. Der kraft¬
reich kund, dem allzu be¬
meiernde Hopfen (Halbösterreicher erregte Hoffnungen,
de 1860 bis 1880 nämlich