VII, Verschiedenes 13, undatiert, Seite 200

13.
Miscellaneous
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Nr. 8.
Die Gegenwart.
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nach diesen Ehe=Erfahrungen? Was man haben will, kriegt
mittelbar schädlich, sofern man sie als das Echte, Wahre,
Große ausprahlt, indeß sie höchstens eine anregende Specia¬
man wohl auch ohne Heirath — um dies Gleichniß fort¬
lität bilden. Weß Geistes Kind aber solch jeweiliger Cultus,
zusetzen. Aber ach, wenn man eine Frau wahrhaft liebt,
zeigt das Verfolgen oder Todtschweigen alles Andern, das
begnügt man sich ungern mit Anderem als Heirath. Und
nicht in den Kram paßt, das Versündigen auf jede nur er¬
die Frau selber hat da ein Wort mitzusprechen. Die Muse
denkliche Weise an allem Selbstständigen, was außerhalb
läßt sich auf bloße Flirts nicht ein, sie will solide, unzer¬
der Cliquenschablone schafft. Kann es da Wunder nehmen,
trennliche Ehe. Wenn sie solche Rücksichten verdient! Wie
wenn bei manchem Unterdrückten eine persönlich antisemitische
leicht macht man Dummheiten, wenn man zu den Männern
Tendenz erwacht, wobei persönlicher Zorn sich mit idealer
gehört, die am Weibe zu Grunde gehen! Dann kann man
Ueberzeugung verschmitzt, indem man die Alleinherrschaft
sich freilich guten Rath sparen. Denn man pflegt Freunde
jüdischen Geschmacks für den Ruin deutscher Literatur hält?
nicht ins Vertrauen zu ziehen, ihnen keine Geheimnisse an¬
Jeder Vernünftige wird sich stets von Pöbelantisemitismus
zuvertrauen. Es muß also Jeder selbst allein wissen, auf wie
und Vorurtheil gegen den einzelnen anständigen Juden frei¬
intimem Fuße er mit seiner Muse steht
halten, sich wirkliche jüdische Genialitätserscheinungen wie
Sie fragen mich mit schönem Idealismus, ob denn meine
Heine und Lassalle nicht rauben lassen.
Ausfälle auf die Shylockpresse wirklich berechtigt seien, und ich
Aber vermuthlich täuscht man sich überhaupt, wenn man
wirklich glaube, das Judenthum allein für unsere Literatur¬
den Einfluß des Judenthums in Literaturbeherrschung anders
zustände verantwortlich machen zu sollen. Da haben Sie mich
als rein materiell und praktisch auffaßt. Allerdings sind
gründlich mißverstanden. Freilich bleibt der von mir erhoben
Literaturgeschichten des Berliner Thiergartenviertels wie die
Vorwurf, das Literaturjudenthum beurtheile alles lediglich
von R. Meyer und E. Engel ganz dazu angethan, solche
vom persönlich jüdischen Standpunkt, zu Recht bestehen. Viel¬
Täuschung zu erwecken. Doch wir wollen hier keine Psycho¬
leicht hängt dies aber mehr mit dem Capitalismus jüdischer
logie der Retourkutsche treiben und vielmehr allgemeinen Zeit¬
Verlegersultane als mit dem eignen Empfinden jüdischer
symptomen nachgehen, die ganz und gar nichts mit „Jüdischem
Literaten zusammen. Denn man soll nicht vergessen, daß so
wilde Antisemiten wie Richard Wagner und Eugen Dühring
zu thun haben.
Ein pietätloses Strebergeschlecht ist aufgekommen, das
begeisterte jüdische Anhänger fanden. Zur Ehre der Juden
über alle einstigen Vorkämpfer zur Tagesordnung übergeht
sei es gesagt: alles Großgeistige berührt anregend ihr leb¬
und mit jugendlicher Frechheit von sich aus einen neuen Styl
haftes Geistesleben. Nur daß eben oft das Minderwerthige
datirt. Wer sind denn diese Kerr, Bartels, Busse u. s. f., diese
eines Großen (z. B. bei Wagner seine ungebärdige Sinnen¬
schönredenden Literaturdocirer wie Meyer und Erich Schmidt,
gier) ihre Instincte erfreut und das Starr=Germanische,
daß sie als Finder neuer Maße sich brüsten? Nicht einer von
wo immer es auftritt, sie abstößt. Daß nur durch die
ihnen könnte auch nur ein Capitel einer wahren Literatur¬
Berliner Clique das Verdienst in die Ecke gedrängt und
geschichte leisten, wie außer mir auch Julius Hart es vermochte.
die Blague auf den Schild erhoben werde, heißt einseitig
Selbst auf ihrem angemaßten Kritikgebiete sind sie alle nur
urtheilen. Es wäre vornehmdenkenden Juden gewiß unsäg¬
kümmerliche Anfänger, denen jede wahre Grundbildung, näm¬
lich unangenehm, wenn die Zustände der Literatencanaille
lich genaue Kenntniß der außerdeutschen Weltliteratur, voll¬
einzig von findigem Hebräerthum herrührten. Aber ein
ständig fehlt. Man staunt über solche Ungezogenheit und
Vernünftiger wird auch nie behaupten, daß die Juden als
muß aus vollem Halse lachen, wenn schon die jüngsten Bürsch¬
solche hier die allein Schuldigen sind. Allerdings haben
chen ihr Rotznäschen über Männer rümpfen, die im Kampfe
sie den alten Geisteslastern der Deutschen neue eingeimpft,
standen, als sie noch in den literarischen Windeln lagen. Bei
doch es muß stets betont werden, daß die deutsche Literatur
den jüngsten weihevollen Kunsttiftelern versteht man kaum
verloren wäre, an materieller und akademischer Auszehrung
mehr unter einem Wust von orakelhaften Redensarten, was
stürbe, wenn nicht die Juden mit ihren starken geistigen Be¬
sie eigentlich wollen, indem sie in Verstiegenheiten eines Hoff¬
dürfnissen und ihrer Emotionsfähigkeit, die auf künstlerische
mannsthal einen wunderbaren Höhenaufstieg besingen. Das
Reize reagirt, das Stagniren hinderten. Und bei einer Nation,
alles klingt so weise und förmlich hegelianisch tiefsinnig, in
wo tüchtige Volksschriftsteller, wie Rosegger, Ganghofer u. dgl.
Frankreich und England ist man noch nicht so weit. Wenn
oder tiefer hinab gar ein Tanera oder May zu den allergelesensten
mans so hört, möchts leidlich scheinen! meint das arme Gret¬
Autoren zählen, kann man im Verhältniß hierzu die vom Juden¬
chen, das Aschenbrödel gesunder Menschenverstand. Ach, man
thum inscenirten Modegrößen noch als wenigstens „literarisch
lasse sich keinen Bären aufbinden! Worte, Worte, Worte und
begrüßen. Die erste Phase der Herrschaft des Judenthums
nichts dahinter. Neuer Styl der Decadents? Welchen denn?
in Literatur und Presse brachte die Aera Lindau=Blumenthal:
Den der großspurigen Impotenz. Und selbst den nicht mal!
die Theetischeleganz der Heyse und Ebers. Nachdem dies
Eine große That in Worten kündigen sie prahlend an, und
Regiment durch die „Revolution der Literatur“ gebrochen,
besieht man sich dann die Mißgeburten, sind Bastard=Wechsel¬
bemächtigte sich das tonangebende Judenthum der realistischen
bälge ältester Style, Romantik und Classicität unorganisch
Bewegung. Zuerst stellte die Mosse=Clique den schönbärtigen
verquickt. Ihre Kraft steckt lediglich im ästhetisch verzückten
Sudermann als Messias auf, dann schuf Brahm, der hierfür
Wort, mit dem die Jugend ja so bald fertig ist. Der naive
das gesammte Salonjudenthum mobil machte, den Haupt¬
Leser kann es nicht anders leugnen wie Paula Erbswurst,
mann, nebenbei auch ein kleines Nachahmertalent wie G. Hirsch¬
daß so geistreich klingt, was sie orakeln. Doch in diesem
feld einschmuggelnd. Sobald neuerdings diese Gattung in
neuen l’art pour l'art formkünstelt nur der antigermanische
Mißcredit kam, schlug man „intime" und symbolistische Töne
Kult des Aeußerlichen. Soll man daneben das Aufblähen
an und proclamirte, — Liliencron und den kraftvoll fau¬
der sogenannten Heimathkünstlerei als gesunderen Zug be¬
nischen Dehmel bei Seite schiebend, die schon in Sinnlichkeit
grüßen, der sich in den Provinzen gegen das herrschende
und „Plastik", das Feld geebnet hatten
vier weihevolle
Berlino=Juderthum rührt? Nehmen wir Freussen als
Eklektiker, (sämmtlich Juden), Schnitzler, Hofmannsthal, Beer¬
beliebtestes Schnittmuster dieser Mode, so haben wir nur
Hofmann, Stephan George, als Messiasse. Nun soll die Be¬
Neuaufwärmung der seligen Bauerngeschichte, kein Jota
gabung all dieser Literaten nicht verkannt werden. Doch die
wahrer. Angebliches Hinabsteigen in Tiefen der Volks¬
maßlose Ueberschätzung insbesondere Hauptmanns als eines
seele darf nie zu moralisch-sentimentalen Lyrismen führen,
Ganzgroßen beruht nur auf einer künstlichen Schwindelmache.
wenn noch ein Fünchen Wahrheit angeblasen werden soll.
Jede diese literarischen strebungen, kleinbürgerliche Epik des
Pseudor
Dieser Volksseele harte Dürre und Nüchterne und kindlich
kann, französischer Hautgout Suder¬
primitive Naivität allem Großgeistigen aber kann nie
mannelige Formpflege der Wiener, wirkt un¬