VII, Verschiedenes 13, undatiert, Seite 206

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13. Miscellaneous

Das Kaiser-Jubiläums-Stadttheater und die
Se frecher Goi und Directer!
sollen besuchen etwas ä Theater, wo mer nix kenn verbieten
Se schicken uns, der Redaction vin etwas aner
dem Directer, daß er aufführt à Stuck van an Arier, wos
„Sonn= und Montags=Zeitung", zwei Parketsitze zu der
is nix Mitglied von der „Concordia“, und wos am End
Eröffnung vom Antisemitentheater in Wahring. Se sennen
ä anständiges und ä gescheidtes Stuck verfaßt hat, um
jedenfalls etwas am Kopf gefallen, weil Se sich sonst
dodermit auszustechen unsern Dörmann und Ebermann?
nicht mechten erlooben soi ä Keckheit. Doderum schicken
Na, Se Antesemiten=Directer, etwas soi a Theater muß
mer Ihner anfach de Billetter zurück und mechten uns
todtgeschwiegen werden und werd todtgeschwiegen
an for allemal verbeten hoben à Zusendung von anti¬
werden.
semitische Theaterkarten.
Mer werden nix geh'n in a Theater, wo mer nix
Se werden fragen: Wie haaßt? Worum wollen de
kennen tonangebend sein im Parkett, wo nix kenn herum¬
Jüden vom koschersten Blatt uix geh'n in etwas ä Kaiser¬
steigen unser Ferdinand Groß, wos is der Präsident van
Jubiläums-Stadttheater? — Etwos doderum: Aufm
der „Concordia, wie etwas ä Ferscht oder ä Kenig, wo
Jubiläums=Stadttheater pickt der schwarze Fleck vom
nix werd dos ganze Publikum in Ehrfurcht werd ersterben
Antisemitismus. Laad af uns, wenn mer mechten geh'n
vor seine schlamperte Augen. Ae Theater, wo des
hinein und etwas an gelben Fleck uns heraufpicken lossen
Publikum werd bestehen aus etwas ä Volk, so daß mer
af de Achsel Na, Herr Müller=Güttenbrünn, Se hoben
nix amol kenn keck sein, weil man sich ferchten muß, daß
siach geschnitten, wenn Se hoben gewollt auf de Art
mer etwas von an antesemitischen Volk ä Patsch kriegt
herausbringen de schwarz gelben Forben fors Kaiser¬
soi ä Theater is nix for uns.
Jubiläums=Stadttheater. Mer geben uns nix her zur Ver¬
Doderum, Müller=Güttenbrünn, werden mer boy¬
zierung von etwas ä Müsentempel, wos ka Judentempel
kottiren Ihner Theater, weil es etwas sein soll ä Heim-
is, wie etwas zum Beispiel ä Carl-Theater und ä Josef¬
stätte for der Kunst, und nix ä Heimstätte for de Jüden
städter Theater und so weiter und so weiter.
wos hoben de Kunst am Hund gebrocht, weil se doderbei
Mer gengen aber auch nix in ä Haus, wo mer nix
ä Rebbach machen und ä Schab. Lossen S' Ihner's
de Herren sein doderdrin. Püh, wie haaßt? Mer sollen
gesogt sein von der
vielleicht etwas ä Reclam' mochen for å Theater, wo ni¬
Redaction der „Sonn= und Montags=Zeitung".
werden aufgeführt de Stück vänä Landesberg, à Buch¬
binder, Engels, ä Julius Bauer, à Wittmann, ä
Wir glauben den tiefen Sinn der langen Epistel,
Schnitzler, à Herzl, à Dörmann und wie se olle
welche Scharf und Genossen an den Director des neuen
haißen, de genialen Dichter vom Stamm Juda? Mer
Jubiläums-Stadttheaters, Herrn Müller=Guttenbrunn,
sollen sich verinteressiren for å Theater, wo mer nix kenn
richteten, vorstehend ziemlich richtig wiedergegeben zu haben
mit Directer herumcommandiren und ihm nix kenn
Wer unsere Theaterzustände kennt, der vermag zwischen
befehlen, zu geben etwas den greßten Schund, wenn er nur
den Zeilen des in der letzten Nummer der „Sonn= und
is gedichtet wün an Mitglied von der „Concordia"? Mer
Montags=Zeitung veröffentlichten Briefes zu lesen, der
Judenpresse.
vermag die Wuth zu begreifen, welche sich de
Literaturjuden bemächtigte angesichts der That¬
ein Theater in Wien entstanden ist, dessen Pfort
Tantièmen=Hamstern verschlossen bleiben, um so
deutschen Volksmuse ein Heim und ein Hort
Darum Zeter und Mordio, darum Pech und
über diesen glücklich vollendeten Bau, der einen
in der Wiener Theatergeschichte bedeutet und in
sich — nach den Worten Dr. Lueger's
wirklichen Wiener wirklich heimisch fühlen werd
Aber Director Müller=Guttenbrunn mö¬
auch wirklich gesagt sein lassen von den Scharf,
berg und Consorten! Denn es war nach all
feindungen von jüdischer Seite, welche das In
Theater erleiden mußte, ein Lapsus sonderg
die jüdischen Recensenten zur Eröffnung des Ju
Theaters einzuladen. Oder ist es etwa ein Erfol¬
sich Director Müller=Guttenbrunn auf seine höfl.
ladung von Scharf und Genossen mit geziemen
tung behandeln lassen muß? Ist Director
Guttenbrunn von der Judenfurcht, oder besser ge¬
der Furcht vor der Judenpresse noch nicht
er die jüdischen Tintenkleckser in ein Haus ladet,
absolut nichts zu suchen haben? Das neue
hat die Aufgabe, echte, deutsche Kunst zu pflegen
bisher von der jüdischen „Concordia“ und ihrer
unterdrückten heimischen Talenten Geltung zu ver¬
und aus einem Theater mit solchem künstlerisch
gramm müssen die kunstverderbenden ja
Tintenkuli hinaus. Wir hoffen wirklich,
Müller=Guttenbrunn läßt sich nicht noch einige
erstatterkarten vor die Füße werfen — denn Re¬
er in gewissem Sinne, der Jude Scharf!