VII, Verschiedenes 13, undatiert, Seite 224

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3.
vom
Kriege schon immer so gewesen war. Wir mußten grade daß zum mindesten während der letzten anderthalb
Der geistige Verkehr
aus der unbedingten Wahrhaftigkeit, zu der wir uns zehnte mit Sicherheit die Arbeit der Vermittlun
fortan bekennen, einsehen, daß jedenfalls für uns Deutsch
Dichtung von Volk zu Volk fast ausschließlich in
von Volk zu Volk
ein absoluter Bankrott des geistigen Verkehrs von Volk Händen von Personen und Firmen gelegen hat,
zu Volk vorliegt
keiner Blut= und Bodenbeziehung zu dem Volke gest¬
Von
Der Augenblick dieser Einsicht brachte aber auch zu haben, dessen Schaffen zu vertreten sie behaupteten
ist gewiß nicht nur die Schuld dieser Leute selbst, son
Hanns Martin Elster
gleich die Erkenntnis der Ursachen für den Bankrott
Wer hatte denn den geistigen Verkehr von Volk zu Volt auch die Schuld aller wirklichen Deutschen. Nur da
Als wir im Kriege die furchtbare Greuelhetze der
nicht bloß vor dem Kriege, sondern besonders währens ist es gekommen, daß das Ausland ein völlig
ches Bild vom deutschen Volk und
ganzen Welt gegen Deutschland und seine Verbündeten der Nachkriegsjahre hier in Deutschland wie fast in aller
schen Wesen erhalten hat. Nur dadurch konn
Welt betrieben? Man braucht nur die Liste, die mir ein
erlebten, waren wir noch des Glaubens, daß unser
geschehen, daß die deutschen Dichter, die den den
Freund und Kenner der deutschen Literatur in Amerika
Feinde nur ein Kriegsmittel zur Anwendung brächten
Genius wahrhaft offenbart haben, nich zu den an
sozusagen von Amts wegen zur Beurteilung zusenden
Gutmütig, wie wir Teutschen sind, nahmen wir an, daß durchzusehen, um ein klares Bild zu gewinnen. Der ger¬
Völkern getragen worden sind. Ich wi hier nur
die Greuelhetze mit Herstellung des Friedenszustandes
Namen aus dem 19. Jahrhundert nennen. Weder Jo
manistische Professor und Jugendlehrer in Kalifornien
verschwinden würde. Als dann nach dem Kriege die nennt 21 Autorennamen, deren Bücher nicht nur unter
Peter Hebel, noch Mathias Claudius, weder He
ersten Verbindungen mit den ehemals feindlichen Völker¬
von Kleist noch Hölderlin, weder Wilhelm Raabe noch
den Studenten, sondern vom allgemeinen Publikum in
wieder angeknüpft wurden, schenkten wir jedem Be¬
Ludwig, weder Jeremias Gotthelf noch Adalbert St.
Übersetzungen als spezifisch deutsche Werke am meister
mühen, das angeblich dem geistig=seelischen Verkehr der
weder Herder noch Mörike, weder Annette von Di
gelesen wurden. Und in dieser Liste stehen an erster
Völker dienen wollte, ein kindliches Vertrauen und ver
Hülshoff noch die Ebner=Eschenbach sind so unter
Stelle: Emil Ludwig, Remarque, Vicki Baum
meinten, das Bild, das die fremden Völker sich selbst vom und Thomas Mann. Dann folgen, immer in de
fremden Völkern bekannt geworden wie es notwe
deutschen Volk während der jahrelangen Kriegshetze auf
wäre, wenn die andern Völker uns wirklich kei
Reihenfolge der amerikanischen Angaben: Feuchtwanger
gebaut hätten, würde rasch ausgelöscht sein, wenn wir
wollten. Und kommen wir zur Gegenwart, so ist
Wassermann, Arnold Zweig, Sudermann, Schnitzle
nur wieder in einen Austausch unserer Leistungen und
zustellen daß Dichter wie Stefan George, Hern
Goethe, Hauptmann, Werfel, Salten, Keyserling, Stefan
Ideen, unserer Bücher und Schriftste er mit
Stehr, Paul Ernst, Wilhelm Schäfer und Emil Str
Zweig, Schiller, Heine, Spengler, Lessing, Nietzsche, Alfre¬
einander traten. Wir halfen darum allen Organisationen
E. G. Kolbenheyer und Rudolf G. Binding. Hern
Neumann. Es rangieren also vor Goethe, der an zehn
und Persönlichkeiten, die sich in den Dienst der Ver¬
Burte und Hans Friedrich Blunck Hans Carossa
ter Stelle erscheint, Autoren wie Emil Ludwig Feucht
mittlung, der Überbrückung von Volk zu Volk gestell
Hans Franck, Hans Grimm und Hanns Johst, Bö=
wanger, Wassermann, Arnold Zweig und Schnitzler. Vo
hatten und berichteten freudig darüber, wenn deutsch
von Münchhausen und Josef Winckler, Wilhelm Wei
Schiller, der an 16. Stelle kommt, stehen Warsch Salten
Autoren ins Ausland fuhren, dort Vorträge hielten, Zu¬
und Werner Beumelburg, Agnes Miegel und Rie
hörer und Anerkennung fanden, wenn deutsche Bücher in Stefan Zweig, alles Autoren, die weder deutschen Ge¬
Huch, um nur einige Namen als Beispiele zu ner
blütes, noch gar sonst wie deutschen Wesens sind. E¬
alle Sprachen der Welt übersetzt wurden und eine gro߬
kaum ins Englische oder Französische, geschweige den
Leserschicht in andern Völkern eroberten, wenn deutsch¬
treten unter 21 Namen aus der deutschen Literatur, wohl= andere Sprachen übertragen worden sind, weil in
Professoren zu Vorlesungen an alle Universitaten der gemerkt seit Lessing, also seit fast 200 Jahren, elf Au¬
letzten zwei Jahrzehnten die jüdische Ver¬
Welt berufen wurden. Wir spannen uns in die Vor¬ toren jüdischen Blutes auf, unter den übrigen zehn
lungsarbeit in der Welt grade diese Autoren
stellung ein, daß dieser geistige Verkehr von Volk zu Voll
Autoren sind mit Remarque, Thomas Mann noch zwei wußt verdrängt und als nur innerdeutsch bedeutsam
weitere, die jüdisch verschwägert oder charakterisiert sind
persönlich verknüpft und bis zu Freundschaften gepflegt
gestellt hat. Wie kann man aber behaupten, ein Vol
so daß schließlich nur Lessing, Goethe, Schiller aus der
wirklich den andern Völkern das wahre Bild unseres
kennen, wenn man die genannten alten und die genan
Klassikerzeit, Hauptmann, Sudermann, Nietzsche aus der
deutschen Wesens und Lebens vermittelte
lebenden Dichter mit ihren Werken nicht gelesen
Als wir nun aber nicht nur in unserm Innern, sondern Kaiserzeit mit deutschem Blut als Repräsentanten deut
Überträgt man dann die Erfahrung mit der Dichtu
scher Arbeit übrig bleiben, den Keyserling ist mit seinem vermittlung auf die Vermittlung der Wissen naft
auch nach außen hin durch die nationale Revolution zu
unserm wahren Wesen erwachten und uns bekannten, er¬ „Reisettagebuch" hier auszunehmen, weil er sich zu einem kommt man hier sehr schnell zu den gleichen Ergebn
lebten wir genau die gleiche Verleumdungs¬ absoluten Kosmopolitismus entwickelt hat.
In die Welt hinaus gingen die Bücher der Leute
und Greuelhetze wie zu Kriegszeiten. Wir
Geht man nun von dieser Liste aus der gesamten nicht unseres Geistes und unseres Wesens waren, die
sahen, daß das Bild des deutschen Volkes im Bewußtsein übersetzungsfrage der deutschen Dichtung und unter uns lebten, von uns nahmen, was sie brau¬
der andern Völker noch genau das gleiche war wie zur Literatur, die ja für den gesamten geistigen Verkehr von konnten und es in einen allgemeinen Geistbrei der Men¬
Kriegszeit, und jetzt erkannten wir auch, daß es vor dem Volk zu Volk so entscheidend ist, nach, so stellt man fest, heit einordneten.