VII, Verschiedenes 13, undatiert, Seite 226

13.
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Miscellanes
ATIS
„OBSERVER
1. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
nes durch gleichzeitigen schwacher
diesen österreichischen Gruß haben, besteht wohl kein Anlaß,
est einen neuen zu schaffen, wohl aber könnte dieser Gruß regel¬
Neues Wiener Lei¬
mäßig und allgemein geübt werden.
.
Gerhart Hauptmanns
Bombenattentat eines
neuer Roman.
abgewiesenen Liebhabers.
Ein unveröffentlichtes Kapitel aus seinem „Berlin.
Privattelegramm des „Neuen Wiener Journals".
Der S.-Fischer-Verlag, der nach wie vor die best¬
deutschen Dichter um sich herum versammelt und sozusagen
Graz, 25. November.
Knotenpunkt europäisch=deutscher Geistigkeit ist, gibt soeben sein
Heute in den frühen Morgenstunden ereignete sich in Leoben
siebenundvierzigsten Almanach heraus —
ein eigenartiges Verbrechen. Ein abgewiesener Liebhaber machte
wiederum
Dokument literarischer Charakterfestigkeit und unbeirrbar
den Versuch, die Frau, von der er abgewiesen worden war, durch
ein Bombenattentat zu töten.
künstlerischen Willens. Beweis dafür: Es werden bisher
bekannte Werke von Dichtern veröffentlicht, die Weltgeltu
Hiezu werden folgende Einzelheiten berichtet: In der Mühl¬
haben, umstritten zwar und trotzdem ihrer literarhistorisch
gasse 23 in Leoben wohnt die verwitwete Wirtschafterin Katharine
Feiertag. Frau Feiertag, eine sehr hübsche und lebenslustige
Wertbeständigkeit zufolge unantastbar. Es gehört im heuti¬
Frau, die öfters Unterhaltungen besuchte, hatte zahlreiche Bekannte
Deutschland Mut dazu, eine solche Autorenliste zu veröffentlich
und darunter mehrere Verehrer. Besonders einer von diesen ver¬
wie sie der brave Berliner Verlag seinen Lesern jetzt präsentie
Hofmannsthal, Jakob Wa
folgte die Frau mit Liebesanträgen, wurde aber stets abgewiesen.
ann, René Schickele, M.
Heimann, Artur Schnitzler
Dieser Mann, dessen Name mit Rücksicht auf die behördliche Unter¬
diesen gegenüber Thomas Ma
suchung noch nicht genannt wird, scheint den Plan gefaßt zu haben,
Richard Dehner, Gerhart Hauptmann und Richard Billing
sich an der Frau Feiertag zu rächen. Ob er sie nur erschrecken wollte
Vielleicht wird erst in fünfzig oder in hundert Jahren
nia
Kulturhistoriker ermessen können, wie schwer es gewesen sein
sich nur noch Gestein und Kniehölz findet. Hier spiegelt de¬
muß, scheinbar so heterogene, in ihrer psychischen Leistungsfähig
Vollmond ein unter dem Hauche des Südsturmes erschauernde
keit gleichwohl eben öfte auf einen Punkt zu kon= schwarzer Teich, der eine mächtig schattende Kraterwand
zentrieren. Dem S.-Fischer=Verlag gelang es.
granitenen Schutte hinter sich hat. Ueber sie läuft der Kamm
Aus dem interessanten Jahrbuch, das er jetzt herausgibt des Gebirges.
und das, wie erwähnt, fast durchweg Primeurs enthält, ver¬
Der Pater, der Förster und die Waldleute legen jetzt einen
öffentlichen wir nachstehend — ein Fragment aus einem übel gangbaren Umweg am steinichten Seerand zurück. In
Fragment — Bruchstücke aus Gerhart Hauptmanns neuem doppeltem Lichtnebel im Wasser und über der Fläche schwebend:
Roman „Merlin“. Der Dichter hat sich da neuerdings in ein
so wird von der Toten eine Stelle jenseits des Sees erreicht,
sehr verwickelte und vernebelte Gespenstergeschichte versponnen
wo sie mit einer schnellen Hellung im Boden verschwindet. Der
deren Ende nach all dem, was hier zu lesen ist, wohl noch un¬ Pater scheint nun über etwas ins Klare gelangt und zu etwas
absehbar bleibt, deren Schönheiten jedoch — wie meistens entschlossen.
Gerhart Hauptmanns Prosa — durch Feuerfunken, in die
romantische Dämmerung gestreut, besonders wirksam sind.
Szenerie: Ein Kramladen im schlesischen Gebirge. Föhnsturm
fegt durch den braunen Vorfrühling. Macht die Leute nervös
fiebrig, so daß sie Gespenster sehen. Der Flickschuster Glumm,
seine Frau und seine Freunde sitzen in einer verqualmten Stube
Es herrscht Maeterlinck-Stimmung. Frau Grumm warter au
einen Bergpater. Der Mönch kommt, nimmt Platz und sagt
„Es ist sicher das Beste, wenn ich Sie einweihe. Sie wissen, wir
sind in der zwölften Stunde. Ich habe aus einer ganz gewissen
Ursache, trotz des Sturmes, den Weg hieher gemacht. Frau
Glumm hat mir nämlich heute morgen, als ich einen Augenblick
vorsprach, von einem sehr sonderbaren Besuch erzählt, der
gestern Schlag Mitternacht hier stattgefunden hat. Die Sache ist
die: es ist Aussicht vorhanden, daß sich dieser Besuch heute um
dieselbe Zeit wiederholen wird. Bis dahin hätten wir noch eine
halbe Stunde. Um was ich Sie jetzt bitten möchte, meine Herren,
ist, etwa fünf Minuten vor zwölf das Licht zu löschen und, was
auch immer geschehe, sich nicht einzumischen, womöglich
mäuschenstill zu sein, ja, durch nichts Ihre Gegenwart zu
verraten.
Frau Glumm erzählt nun den Hergang der Ereignisse in
der vergangenen Nacht, breit, ausführlich, wie nur Gerhart
Hauptmann so eine Geschichte wiedergeben kann. Schließlich
erscheint das Gespenst... (Nun zitieren wir den Dichter.)
Das Schlagwerk der Uhr hatte zum zwölften Schlag aus¬