box 44/10
s
voetheschen Entwicklungsganges in der Literatur kenntlich im Treue unterthan, die jungeren, zumeist Wiener oder dem
machten. Zunächst steht die Ingend zu ihm, dem Jungen. Es Süddeutsche, denen der Realismus nur als Stimmungskunst
erwächst eine spätere Generation, der die beinah gleichzeitigen
ug=Wien.
gilt, und die von ihm mühelos den Uebergang zu ausge¬
gane und Novellen.
Schöpfungen „Wilhelm Meister" etwa und die „Braut von prochenem Lyrismus finden. Hier Hauptmann und da
Korinth alles bedeuten; das sind die Romantiker. Und dann
Schnitzler.
Worten überhaupt etwas läge, ein
ist Goethe allein. Der alte Goethe findet keine unmittelbare
das ist Realismus
Aber während diese älteren unter den Jungen jeder für sich
Resonanz. Die Literatur verjüngt sich unter Goetheschem Ein
sich gegenüber. Der Eine hat den
stehen, ihre eigenen Wege gehen, schließen die jungen sich eng
fluß, aber bald ist es Goethe, der Klassiker, bald der junge an einander an. Klänge es nicht zu pathetisch, man könnte
gemeinsamen Freundes Mittheilung
Goethe, der lebendig und lebenzeugend wirkt. Erst nachdem
die Nachricht, die Trostsprechung, da¬
von einer „Schule" reden. Sitz: W.; ästhetisches Glaubens¬
mehrere Generationen gegangen sind, wird der alte Goethe „ent bekenntniß: Schnitzlers „Anatol. Jung=Wien ist ein literarischer
sie Beide zu dem Todten gestanden
ten seinen Ausdruck; und wer deckt und beginnt nun, Nachfolge weckend, aufzuerstehen. Man Begriff geworden.
kann von einem geistigen Kampf um Goethe reden, der ei¬
treu, wie sie hätten ge
Diesen jungen Wiener Schriftstellern tritt die künstlerische
Jahrhundert ausfüllt.
wohl Realist. Doch
Leistung hinter ihr eigenes Selbst zurück; das ist das
Die Geschmacklosigkeit liegt mir fern, Ibsen irgendwie
ten in einem Zimmer beieinander
Charakteristische. Sie wollen sich selbst geben, dreimal sich
neben Goethe stellen zu wollen. Doch scheint es mir lehrreich
Frinnerungen birgt. Und währen
selbst. Die kurze pointirte Erzählung ist ihnen darum am ge¬
die Verschiedenheit, wie sich der Einfluß, den sie Beide üben, in nehmsten
Die Nachricht mittheilt, ersteht von
der Literatur wiederspiegelt, nachzuweisen. Zunächst, Ibsen ist
Scene, in der sich der nunmehr
Diese jungen Schriftsteller geben sich als sehr alte Leute:
chem Licht ihm zeigte. Er kann in keiner seiner Entwicklungsphasen ein Unverstandener, etwa das ist wiederum bezeichnend. Sie sind blasirt. Sie kennen sich
wie er sie vorher gesprochen hätte, wie es der alte Goethe war, oder, um ein noch schlagenderes aus. Sie kokettiren mit ihrer Blasirtheit. Es ist überhaupt
ganz anderem Eindruck: die Worte Beispiel anzuführen, wie der Begründer der modernen Land viel Koketterie in ihrer Art, nicht nur die landesübliche, auch
schaftsmalerei, Turner, der in seinen alten Tagen für gestör
Und zum Dritten: Während der
seelische Koketterie. Sie sind die Empfindsamen, die Sensiblen,
galt und dessen Alterswerken heut beinah so viel Raum in der
die Nervenmenschen.
beobachtet er, wie sich der Ander¬
Ihre „Welt
haben sie ganz
Londoner Nationalgalerie gegeben ist, wie sonst der englischen
aubt den Worten, die dieser spricht
umspannt. Das gesprochene Wort, für sie ist es belanglos. Aber
Kunst eines Jahrhunderts. Soweit es sich kontroliren läßt
r zu sehen. Und gleichzeitig legte
ihre Welt ist eben auch nur ein ganz kleiner Erlebnißausschnitt.
was er selbst dabei empfindet, da er scheint mir das Verständniß Ibsens mit seiner eigenen Ent¬
Ihr Interesse ist beinah ganz beschränkt auf das Wiener Mädel,
wicklung völlig Schritt zu halten. Jedenfalls, seine innerlich
das willig eine Zeit lang dem einen oder andern Freundin ist.
rz zufügen muß. Die Worte, die
ganz verschiedenen Dramen, zwischen denen sich die angedeutete Die ist das „Weib"; Inbegriff ist sie zugleich auch dieser Welt
anz bedeutungslos geworden. Die
Wandlung vollzogen hat, die „Gespenster" einerseits und der
der Liebelei. Die Stimmungsphäre ist damit gegeben. Ein
der Wirklichkeitssucher, der Realist
„Baumeister Solneß" etwa andrerseits, üben ihren Einfluß an
wenig Herzlichkeit, ein wenig Melancholie, ein wenig Dandy-
ck bringen
die deutsche Literatur ganz kurz nach ihrem Erscheinen aus. Für
Werden weist solchen Wandel von
thum und viel Blasirtheit. Innerhalb dieser eng umgrenzten
inem mehr inneren Realismus auf, die Tiefe des Einflusses mag das nicht zeugen.
Sphäre aber finden sie nicht so ganz selten eigne Stimmung
Wohl aber für die arge, seelenlose Schnelllebigkeit unsere
Und ein zartes, seelenvolleres Landschaftsempfinden klingt mit
so gut, wie etwa aud, von Ibsen
eht im Allgemeinen das Wort für Zeit. Innerhalb weniger Jahre haben sich in unserer Literatur
hinein, das aber auch seltsamlich auf einen Ton gestimmt ist.
Wandlungen vollzogen, die, wenn sie tief greifen wollten ode
Man könnte es in einem Bilde geben: ein alter Park; zwischen
Alterswerken ist das gesprochen
was Geheimnißvolles, das nicht den innerliches Erlebniß voraussetzen ließen, ebensoviel Jahrzehnt
den Bäumen hie und da verwitterte Marmorstatuetten, auf dem
ihn vielleicht gar scheut, besteht das beanspruchen müßten. Aber die Mode ist alles. Unter der
Weiher ein schwarzer Schwan. Auf den Wegen dicht gestreut
jüngeren unserer deutschen Schriftsteller lassen sich zwei Rich¬ das hunte Herbstlaub, Schweigen ringsum. Man sieht es, wie
innere Deutung neben der alltäglichen
tungen kennzeichnen, die beide in gleicher Weise Ibsenschem diese bevorzugte landschaftliche Stimmung in die Grundstimmung
erscheint solcher Entwicklungsgang
Welt, wie sie sie sieht, erfassen. Einfluß unterlegen sind, nur daß die einen sich an den Ibse¬
mit einklingt. Es ist viel Künstlichkeit in dieser Kunst, und
der „Gespenster", die andern an den alten Ibsen zunächst das ist Absicht.
lichen sich abzufinden. Das That
gehalten haben. Man könne, wollte man spaßhaft sein, von
Um ein konkretes, sehr typisches Beispiel anzuführen: ein
ochene Wort verliert für das Alte
ch Thüren, und Fenster thun sich zwei „Generationen" der Jüngeren reden, zwischen den ein
Sperling hockt auf brauner Ackerscholle. Rings um ihn ersteht
Altersunterschied etwa von fünf Jahren bestände. Die utteren, ein donnerndes Getöse, der Boden dröhnt vom Hufschlag vieler
erscheint als das Eine, Wichtige.
wie sich die Rückwirkungen dieses zumeist Norddeutsche, deren Realismus dem gesprochenen Wort Pferde. Ruhig bleibt er sitzen, pickt hier ein Korn und dort.
s
voetheschen Entwicklungsganges in der Literatur kenntlich im Treue unterthan, die jungeren, zumeist Wiener oder dem
machten. Zunächst steht die Ingend zu ihm, dem Jungen. Es Süddeutsche, denen der Realismus nur als Stimmungskunst
erwächst eine spätere Generation, der die beinah gleichzeitigen
ug=Wien.
gilt, und die von ihm mühelos den Uebergang zu ausge¬
gane und Novellen.
Schöpfungen „Wilhelm Meister" etwa und die „Braut von prochenem Lyrismus finden. Hier Hauptmann und da
Korinth alles bedeuten; das sind die Romantiker. Und dann
Schnitzler.
Worten überhaupt etwas läge, ein
ist Goethe allein. Der alte Goethe findet keine unmittelbare
das ist Realismus
Aber während diese älteren unter den Jungen jeder für sich
Resonanz. Die Literatur verjüngt sich unter Goetheschem Ein
sich gegenüber. Der Eine hat den
stehen, ihre eigenen Wege gehen, schließen die jungen sich eng
fluß, aber bald ist es Goethe, der Klassiker, bald der junge an einander an. Klänge es nicht zu pathetisch, man könnte
gemeinsamen Freundes Mittheilung
Goethe, der lebendig und lebenzeugend wirkt. Erst nachdem
die Nachricht, die Trostsprechung, da¬
von einer „Schule" reden. Sitz: W.; ästhetisches Glaubens¬
mehrere Generationen gegangen sind, wird der alte Goethe „ent bekenntniß: Schnitzlers „Anatol. Jung=Wien ist ein literarischer
sie Beide zu dem Todten gestanden
ten seinen Ausdruck; und wer deckt und beginnt nun, Nachfolge weckend, aufzuerstehen. Man Begriff geworden.
kann von einem geistigen Kampf um Goethe reden, der ei¬
treu, wie sie hätten ge
Diesen jungen Wiener Schriftstellern tritt die künstlerische
Jahrhundert ausfüllt.
wohl Realist. Doch
Leistung hinter ihr eigenes Selbst zurück; das ist das
Die Geschmacklosigkeit liegt mir fern, Ibsen irgendwie
ten in einem Zimmer beieinander
Charakteristische. Sie wollen sich selbst geben, dreimal sich
neben Goethe stellen zu wollen. Doch scheint es mir lehrreich
Frinnerungen birgt. Und währen
selbst. Die kurze pointirte Erzählung ist ihnen darum am ge¬
die Verschiedenheit, wie sich der Einfluß, den sie Beide üben, in nehmsten
Die Nachricht mittheilt, ersteht von
der Literatur wiederspiegelt, nachzuweisen. Zunächst, Ibsen ist
Scene, in der sich der nunmehr
Diese jungen Schriftsteller geben sich als sehr alte Leute:
chem Licht ihm zeigte. Er kann in keiner seiner Entwicklungsphasen ein Unverstandener, etwa das ist wiederum bezeichnend. Sie sind blasirt. Sie kennen sich
wie er sie vorher gesprochen hätte, wie es der alte Goethe war, oder, um ein noch schlagenderes aus. Sie kokettiren mit ihrer Blasirtheit. Es ist überhaupt
ganz anderem Eindruck: die Worte Beispiel anzuführen, wie der Begründer der modernen Land viel Koketterie in ihrer Art, nicht nur die landesübliche, auch
schaftsmalerei, Turner, der in seinen alten Tagen für gestör
Und zum Dritten: Während der
seelische Koketterie. Sie sind die Empfindsamen, die Sensiblen,
galt und dessen Alterswerken heut beinah so viel Raum in der
die Nervenmenschen.
beobachtet er, wie sich der Ander¬
Ihre „Welt
haben sie ganz
Londoner Nationalgalerie gegeben ist, wie sonst der englischen
aubt den Worten, die dieser spricht
umspannt. Das gesprochene Wort, für sie ist es belanglos. Aber
Kunst eines Jahrhunderts. Soweit es sich kontroliren läßt
r zu sehen. Und gleichzeitig legte
ihre Welt ist eben auch nur ein ganz kleiner Erlebnißausschnitt.
was er selbst dabei empfindet, da er scheint mir das Verständniß Ibsens mit seiner eigenen Ent¬
Ihr Interesse ist beinah ganz beschränkt auf das Wiener Mädel,
wicklung völlig Schritt zu halten. Jedenfalls, seine innerlich
das willig eine Zeit lang dem einen oder andern Freundin ist.
rz zufügen muß. Die Worte, die
ganz verschiedenen Dramen, zwischen denen sich die angedeutete Die ist das „Weib"; Inbegriff ist sie zugleich auch dieser Welt
anz bedeutungslos geworden. Die
Wandlung vollzogen hat, die „Gespenster" einerseits und der
der Liebelei. Die Stimmungsphäre ist damit gegeben. Ein
der Wirklichkeitssucher, der Realist
„Baumeister Solneß" etwa andrerseits, üben ihren Einfluß an
wenig Herzlichkeit, ein wenig Melancholie, ein wenig Dandy-
ck bringen
die deutsche Literatur ganz kurz nach ihrem Erscheinen aus. Für
Werden weist solchen Wandel von
thum und viel Blasirtheit. Innerhalb dieser eng umgrenzten
inem mehr inneren Realismus auf, die Tiefe des Einflusses mag das nicht zeugen.
Sphäre aber finden sie nicht so ganz selten eigne Stimmung
Wohl aber für die arge, seelenlose Schnelllebigkeit unsere
Und ein zartes, seelenvolleres Landschaftsempfinden klingt mit
so gut, wie etwa aud, von Ibsen
eht im Allgemeinen das Wort für Zeit. Innerhalb weniger Jahre haben sich in unserer Literatur
hinein, das aber auch seltsamlich auf einen Ton gestimmt ist.
Wandlungen vollzogen, die, wenn sie tief greifen wollten ode
Man könnte es in einem Bilde geben: ein alter Park; zwischen
Alterswerken ist das gesprochen
was Geheimnißvolles, das nicht den innerliches Erlebniß voraussetzen ließen, ebensoviel Jahrzehnt
den Bäumen hie und da verwitterte Marmorstatuetten, auf dem
ihn vielleicht gar scheut, besteht das beanspruchen müßten. Aber die Mode ist alles. Unter der
Weiher ein schwarzer Schwan. Auf den Wegen dicht gestreut
jüngeren unserer deutschen Schriftsteller lassen sich zwei Rich¬ das hunte Herbstlaub, Schweigen ringsum. Man sieht es, wie
innere Deutung neben der alltäglichen
tungen kennzeichnen, die beide in gleicher Weise Ibsenschem diese bevorzugte landschaftliche Stimmung in die Grundstimmung
erscheint solcher Entwicklungsgang
Welt, wie sie sie sieht, erfassen. Einfluß unterlegen sind, nur daß die einen sich an den Ibse¬
mit einklingt. Es ist viel Künstlichkeit in dieser Kunst, und
der „Gespenster", die andern an den alten Ibsen zunächst das ist Absicht.
lichen sich abzufinden. Das That
gehalten haben. Man könne, wollte man spaßhaft sein, von
Um ein konkretes, sehr typisches Beispiel anzuführen: ein
ochene Wort verliert für das Alte
ch Thüren, und Fenster thun sich zwei „Generationen" der Jüngeren reden, zwischen den ein
Sperling hockt auf brauner Ackerscholle. Rings um ihn ersteht
Altersunterschied etwa von fünf Jahren bestände. Die utteren, ein donnerndes Getöse, der Boden dröhnt vom Hufschlag vieler
erscheint als das Eine, Wichtige.
wie sich die Rückwirkungen dieses zumeist Norddeutsche, deren Realismus dem gesprochenen Wort Pferde. Ruhig bleibt er sitzen, pickt hier ein Korn und dort.